Menü
Schwäbische Mundart

Dr Link Michel wird Sieger beim Sebastian-Blau-Preis für Kabarett

Alois Gscheidle gelingt Doppelsieg beim Publikum und im Internet.

Von Veit Bauknecht

Rottenburg. Josef Eberle, der Ehrenbürger der Bischof- und Mundartstadt Rottenburg und als Sebastian Blau Patron der immer noch lebendigen Mundart-Künste, hätte sicherlich seine Freude am gelungenen Preisverleihungsabend gehabt, auch wenn er schon zu Lebzeiten überzeugt war, dass er als letztes Exemplar der Spezies „Mundartdichter“ im Museum konserviert werde.

Mit einer temperamentvollen Performance wurde Michael Klink Sieger des Abends und konnte 2.500 Euro Preisgeld mit nach Neuffen nehmen. Der „Link Michel“ müsste erfunden werden, wenn es ihn nicht schon gäbe, befand die Jury, denn er versteht es als Kabarettist, wie er im Buche steht, von seiner ganz persönlichen Welt so zu erzählen, als ginge sie uns alle an, so dass es niemand wundert, wenn man sich selbst darin wiederfindet.

Perspektivwechsel 

Für eingefleischte Mundartschwaben wohl überraschend gelang dem 39jährigen Besigheimer Jakob Friedrich als Vertreter der jüngeren Generation der Sprung auf den 2. Platz (2.000 Euro). Sein Blick auf die metallindustrielle Arbeitswelt mit überraschenden Perspektivwechseln zwischen einem in geschliffenem Neu- oder Mediendeutsch raunenden Influencer und dem schwäbisch schwätzenden Facharbeiter sah die Jury so: Man folgt dem Blick des Forschenden gerne, der mit ungewöhnlich viel Verständnis und Einsicht, ja Zuneigung, einen Menschenschlag aufs Korn nimmt, der sich selbst weniger gern in Worten äußert, der sich weitaus lieber in Taten zeigt. Irgendwo in den zahlreichen Lager- und Fertigungshallen des Länds, dort, wo die „Hidden Champions“ denket und schaffet.

Im Verfolgerfeld landeten mit nur einem Wimpernschlag die übrigen Finalisten: Ein gigantisches Trio von wahren Publikumsmagneten brachten einmal mehr die fasnetserprobte Rottenburger Festhalle zum Beben: Marcus Neuweiler aus Schöntal besprach als Alois Gscheidle mit großer Autorität und fragwürdigen Schlüssen, was ihm daheim am Herd und nachts im Bett alles so passiert – ein deutendender Philosoph des Alltags, dem zehn Worte einer schwäbischen Ehe genügen, um Überraschendes und Bekanntes ans Licht zu bringen. Mit einem Preis für Comedy und dem durch ein Onlinevoting ermittelten Internetpreis sowie mit der Höchstnote beimSaalpublikum wurden seine Verdienste in der Pflege der Lachmuskeln seiner zahlreichen Fans gewürdigt (2.500 Euro).

Wo ein Gscheidle ist, kann bei einer deftigen „Schwobakomede“ Markus Zipperle aus Wäschenbeuren nicht fehlen. Er hat sich inzwischen mit dem Ulmer Werner Schwarz als „Pfefferle & Zipperle“ zu einem Duo verbandelt. Dieses weiß seinen Mitmenschen eine lange oder auch lächerlich kurze Nase zu drehen, über die man derart Lachen kann, dass man den nächsten Gag fast darüber verpasst. Ein Feuerwerk, das auch mal unterhalb der Gürtellinie explodiert. Oder sogar „funktioniert“? „Woisch no“ täten die beiden dazu sagen und kämen schon zu ihrem nächsten humoristischen Herrgottsbscheißerle, kommentiert die Jury schmunzelnd den Comedypreis in Höhe von 1.000 Euro.

Bestseller-Autorin

Die Stuttgarter Bestsellerautorin Elisabeth Kabatek mit Sängerin und Pianistin Ilona Nowak feiern augenzwinkernd ihren Influencer-Kurs für Swabian Houeswives, bei dem gelacht wird, ohne das Gesicht zur wilden Grimasse zu verziehen, auch wenn‘s zum „aus dr Haut nauszfahre isch“. Da helfen nur noch Singen und Tanzen, um die Contenance zu wahren, so die Laudatio, und ein Preis für Musikkabarett (1.000 Euro). Über einen solchen freuen sich auch die Rottenburger Kollegen Timo Dotzauer und Ingo Dollenmaier vom Mund.art-Brettle, die laut Jury der Tradition versierter Komödianten und Spielleute von Flecken zu Flecken ziehend die Mödele der Menschen aufs Korn nehmen und unbeeindruckt vom schnelllebigen Takt der Unterhaltungsindustrie ihre konzentrische Bahn, immer größer werdend, rund um ihr freudig mitgehendes Publikum ziehen.

Mehr zum Thema:

www.mundartwettbewerb.de
www.mund-art.de
www.mundart-in-der-schule.de
www.sebastian-blau-preis.de