"Wohlstand dank der Vielfalt der Menschen“
Stuttgart. Der Sindelfinger Mathieu Coquelin ist Geschäftsführer der Fachstelle Extremismusdistanzierung in Stuttgart. Im Stadtgespräch Böblingen erläutert er seine Aufgaben. Zudem definiert er den Begriff Extremismus und erklärt, wie seine Fachstelle beispielsweise Pädagogen, Sozialarbeiter oder auch Eltern berät.
Was ist die Aufgabe Ihrer Fachstelle?
Mathieu Coquelin: „Es gibt diese Stelle seit 2015. Wir haben es nicht mit Leuten zu tun, die hochgradig idealisiert sind. Wir sind vorher zuständig überall da, wo sich die Frage stellt, ob der Weg zur Radikalisierung ein Stück beschritten ist, und beraten dann Fachkräfte.“
Wie definieren Sie Extremismus?
Mathieu Coquelin: „Für mich ist das ganz einfach: der Gegenentwurf zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung auf drei Säulen. Die Erste ist das Demokratieprinzip, also alle Macht geht vom Volk aus, das ist der Souverän und wählt. Zweitens ist es das Rechtsstaatsprinzip, der Staat ist gegenüber den Gesetzen und der Verfassung verpflichtet. Und das Dritte ist das Prinzip der Menschenwürde, das ich in der aktuellen Zeit für elementar halte.“
Wie ist die Situation im Landkreis Böblingen?
Mathieu Coquelin: „Ich habe selbst von 2007 bis 2015 mobile Jugendarbeit in Böblingen gemacht. Da hätte ich gesagt, dass wir gerade in den städtischen Räumen Böblingen und Sindelfingen kein klassisches Problem des Rechtsextremismus haben, sondern eher den so genannten Diaspora-Nationalismus. Seit 2015/16 haben wir ein anderes Potential, verstärkt auch durch Corona. Ich betone aber immer, dass wir unseren Wohlstand nie ohne die Vielfalt der Menschen hätten.“
Info
Das ganze Stadtgespräch Böblingen mit Mathieu Coquelin ist am Montagabend, 19. Februar, ab 18 Uhr bei Regio TV zu sehen, auf regio-tv.de und in Kürze auch auf szbz.de im Netz.