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Vortrag

Böblingen: Zwischen Reformation und Bauernkrieg

Die Museumsfreunde Böblingen laden zur Matinee unter dem Titel „Geschichte unzensiert – Die Chronik der Herren von Zimmern um 1550“ mit Dr. Günter Scholz ein.

Von Ronald Lars
Die Böblinger Zehntscheuer: Links geht es in die Galerie der Stadt und ins Bauernkriegsmuseum.

Die Böblinger Zehntscheuer: Links geht es in die Galerie der Stadt und ins Bauernkriegsmuseum.

Bild: Hamann/A

Böblingen. Die Museumsfreunde Böblingen laden am Sonntag, 20. Oktober, 11 Uhr im Museum Zehntscheuer, Pfarrgasse, zur Matinee unter dem Titel „Geschichte unzensiert – Die Chronik der Herren von Zimmern um 1550“ mit Dr. Günter Scholz ein.

Der langjährige Leiter des Böblinger Amtes für Kultur hat das 1988 eröffnete Deutsche Bauernkriegsmuseum in Böblingen aufgebaut. Vielen ist er auch als „Böblinger Nachtwächter“ in Erinnerung. In der Matinee gibt er Einblicke in sein neues, noch nicht veröffentlichtes Buchprojekt aus dem Umfeld von Renaissance, Reformation und Bauernkrieg.

Die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit berichteten mit Vorliebe über Schlachten und Staatsaktionen. Über das Privatleben von Fürsten und Adel, geschweige denn der kleinen Leute, erfährt man wenig. Eine Ausnahme macht die umfangreiche Chronik des Grafen Froben Christoph von Zimmern (1519–1566), Regent der im deutschen Südwesten verstreuten zimmerischen Lande, Erbauer des Residenzschlosses Meßkirch und Herr der hoch über der jungen Donau gelegenen Burg Wildenstein.

Nach Froben von Zimmern sei es Pflicht des Historikers, nicht nur „das Löbliche, sondern auch das Unlöbliche und Ungebührliche“ zu zeigen. Dabei greift er Themen auf, die für seine Zeitgenossen tabu waren, wie Erotik und Sex, Konkubinen und Mätressen. Breiten Raum nimmt die unbändige Lebenslust des Adels mit Turnieren, Maskeraden, Hofnarren, Kleiderluxus, Völlerei und Trunksucht ein. Dagegen stehen die düsteren Seiten des Daseins mit Pest, Syphilis, Gespenstern und Hexenwahn.

Mit seinen schockierenden Berichten, drastischen Episoden und abschreckenden Beispielen will der Chronist seine Nachfahren vor Gottes Strafgericht für die Sünden der Menschen warnen. Die Matinée wird musikalisch umrahmt von einem Ensemble des Gitarrenorchesters Böblingen unter der Leitung von Astrid Gade.