

Böblingen. Zur Ausstellungseröffnung „500 Jahre Bauernkrieg – Ein Ereignis und seine Gesichter“ lädt das Team des Bauernkriegsmuseums Böblingen am Samstag, 12. April, um 15 Uhr in die Zehntscheuer (Pfarrgasse 2) ein. Herzstück der Ausstellungseröffnung bildet eine Kurzlesung des Spiegel-Bestsellerautors Dr. Christian Pantle aus seinem neuen Sachbuch. Neben musikalischer Umrahmung von „Nasim“ wird ein exklusiver Teaser aus dem Theaterstück des DAT zum Gedenkjahr „Äbtissin oder Magd – Entscheidungen schaffen Geschichte“ dargeboten. Die große Gedenkjahresausstellung ist bis 11. Januar 2026 im Museum Zehntscheuer zu sehen.
Geschichte ist nie nur das, was war – sie ist auch das, was daraus gemacht wird. Vor einem halben Jahrtausend beherrschte der Bauernkrieg auch unsere Region. Ein Aufstand, in dem Menschen bisher nie dagewesene Freiheiten und Rechte forderten, der sie einte, spaltete und hier in Böblingen sein Ende fand. Eine Bewegung – viele Gesichter, die mit ihren ganz eigenen Entscheidungen ihre Geschichte des Aufstandes schufen. Und nach dem Ende? – geht der Aufstand weiter: Seit 500 Jahren wird die „gescheiterte Revolution“ verarbeitet: von Liedern bis zum Kinderbuch – vom Orden bis zur Propagandaschrift.
„Zeit, um zurückzublicken und zu fragen: Wie funktioniert Geschichte? Und wem nutzt eine Darstellung? ‚Unsere Bilder des Bauernkrieges‘ stehen im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung des Deutschen Bauernkriegsmuseums, die in Kooperation mit der Städtischen Galerie entstanden ist“, resümiert Lea Wegner, Leiterin des Bauernkriegsmuseums, zur Konzeption der Ausstellung.
Mehr als 300 Jahre lang sind es die Sieger, die die Geschichte des Aufstandes schreiben. Sie bestimmen, welches Bild des Bauernkrieges der Nachwelt überliefert wird. Die Stimme der Aufständischen hingegen bleibt stumm.
Der Bauernhauptmann Matern Feuerbacher prägte mit seinen Entscheidungen allerdings den württembergischen Aufstand von seinem Anfang bis zu seinem Ende in Böblingen. Für die Ausstellung wird er zu Reisebegleiter der Besucher*innen durch acht Szenen des Bauernkrieges und ihren verschiedenen Personen und Schauplätzen, denen man dort begegnet. Er macht deutlich: Es ist alles eine Frage der Perspektive.
Naturereignis, Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit oder doch Vorkämpfer für eine klassenlose Gesellschaft? Die Deutungen des Bauernkrieges der Jahrhunderte zeigen, wie Geschichtsbilder entstehen und sich wandeln. Die „gescheiterte Revolution“ wird zum Vorbild, Leitbild und Argument – stets mit der Frage: Cui bono? Wem nutzt diese Darstellung? Dabei führt der Rundgang vom 18. Jahrhundert über die NS-Zeit über die DDR bis hin zum modernen Bundschuh. Dabei verraten die Deutungen des Bauernkrieges Spannendes über die Gesellschaften und Personen, die sie hervorbringen. Wer bestimmt, woran erinnert wird – und wie?
Auch die Böblinger Stadtgesellschaft erinnert seit Jahrzehnten an einem Ort der Entscheidungsschlacht auf verschiedene Weise an den Bauernkrieg. Die Bauernoper im Rahmen des 750-jährigen Stadtjubiläums dürfte noch so manchem in guter Erinnerung sein, vielleicht auch, weil man selbst ein Teil des beeindruckenden Ensembles war. Eine besondere Rolle spielt auch die Denkmalskunst im Stadtbild, die dieses Jahr um ein Werk des Künstlers Peter Lenk erweitert wird. Der Entstehungsprozess des Kunstwerkes steht wie die bildhauerischen Werke von Lutz Ackermann, mal abstrakt und symbolisch, mal nahezu vollplastisch und emotional, im Mittelpunkt der gezeigten Denkmalskunst.
Im gesamten Jahr wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Begleitprogramm mit Sonderführungen, einer Tagung, Vorträgen, Weinproben und vielem mehr erweitert. Neu für junge Museumsbesucher ab Ende April: Ein Adventure Game, in dem der Aufstand interaktiv erkundet werden kann.