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Langsam fahren

Amphibien beginnen wieder zu wandern

Bei Temperaturen über fünf Grad Celsius, feuchter Witterung und meist in der Nacht geht es los.
Von Emma Wagner
Frösche, Kröten und Molche müssen auf dem Weg zu ihren Laichgebieten in Baden-Württemberg oftmals viel befahrene Straßen überqueren.

Frösche, Kröten und Molche müssen auf dem Weg zu ihren Laichgebieten in Baden-Württemberg oftmals viel befahrene Straßen überqueren.

Bild: Konstanze Gruber/Adobe Stock

Baden-Württemberg. Schon ein paar warme Tage können ausreichen, damit sich erste Amphibien wieder auf den Weg zu ihren Laichplätzen machen. Deshalb bittet das Verkehrsministerium um eine rücksichtsvolle Fahrweise, besonders an den Stellen, wo die Tiere Fahrbahnen kreuzen.

Jahr für Jahr müssen unzählige Frösche, Kröten und Molche auf dem Weg zu ihren Laichgebieten in Baden-Württemberg oftmals viel befahrene Straßen überqueren. Nicht nur zu ihrem Schutz, sondern vor allem auch mit Blick auf die vielen Helfenden bittet Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer alle Verkehrsteilnehmer: „Bitte Augen auf und achtsam fahren in den Wandergebieten!“

Bei Temperaturen über fünf Grad Celsius, feuchter Witterung und meist in der Nacht geht es los. Die Tiere kehren zielstrebig an die Laichgewässer zurück, an denen sie sich selbst von der Kaulquappe zum Frosch oder zur Kröte entwickelt haben, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei müssen sie zwangsläufig auch Straßen queren, wobei schon geringe Verluste den Populationen nachhaltig schaden können.

Helfende Hände, wo es keine Schutzanlagen gibt

Durch den Bau von dauerhaften Amphibienschutzanlagen trägt die Straßenbauverwaltung dazu bei, dass die wandernden Tiere Straßen gefahrlos queren können. Die Schutzanlagen aus Amphibientunneln und Leitelementen verbinden die wichtigen Lebensräume der Amphibien miteinander und helfen so, die biologische Vielfalt zu sichern.

Wo es keine fest installierten Schutzanlagen für Amphibien und andere Kleintiere gibt, unterstützen viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Amphibienwanderung, indem sie mobile Zäune aufstellen und die Tiere mit Eimern sicher auf die andere Straßenseite bringen. Staatssekretärin Elke Zimmer appelliert an die Autofahrenden: „Unterstützen Sie diese wertvolle Arbeit, in dem Sie an den betroffenen Straßenabschnitten mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit fahren und auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer achten. Das gilt besonders während der Dämmerung und der Nachtstunden.“

Auch die Menschen, die sich Jahr für Jahr für die kleinen Wanderer einsetzen, nahm die Staatssekretärin in den Blick: „Die ehrenamtlich Tätigen und die Straßenmeistereien leisten einen engagierten Einsatz für unsere heimische Tierwelt und damit auch für den Naturschutz. Dafür danke ich Ihnen von Herzen.“

Förderung von kommunalen Amphibienschutzanlagen

Die Kommunen lädt Staatssekretärin Elke Zimmer ausdrücklich ein: „Unterstützen Sie die Artenvielfalt in Baden-Württemberg mit dem Bau einer Wiedervernetzungsmaßnahme und fördern Sie zugleich die Verkehrssicherheit.“ Kommunen können die Förderung einer Amphibienschutzanlage beantragen, wenn es bei ihnen einen Amphibienwanderabschnitt an einem kommunalen Verkehrsweg gibt und der entsprechende Abschnitt im „Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen Baden-Württemberg“ enthalten ist.

Amphibien haben besondere Lebensraumansprüche. Sie brauchen Laichgewässer für ihre Fortpflanzung, Landeslebensräume mit genug Nahrung und feuchten Rückzugsräumen und Winterquartiere, in denen sie die kalte Jahreszeit überstehen können. Deshalb müssen sie jährlich wandern. Als wechselwarme Tiere sind sie dabei von der Umgebungstemperatur abhängig, wegen ihrer wasserdurchlässigen Haut brauchen sie aber auch ausreichend Feuchtigkeit. Daher sind Amphibien besonders stark vom Klimawandel und den damit verbundenen Veränderungen von Temperaturen und Niederschlägen betroffen. Ein verändertes Wanderverhalten und insbesondere ein früherer Wanderungsbeginn können die Folge sein.

In unserer Kulturlandschaft ist es für Amphibien und andere Wildtiere nicht einfach, von einem Lebensraum zum anderen zu gelangen. Oft stoßen sie auf Hindernisse, zum Beispiel stark befahrene Straßen. Um der Zerschneidung von Lebensräumen und Wanderstrecken von Tieren entgegenzuwirken, hat das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg das „Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen“ erarbeitet. Das Landeskonzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erstellt.

Der Baustein „Amphibienwanderstrecken an Straßen" war ein Kooperationsprojekt mit dem Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg, unter dessen Federführung die Amphibienwanderabschnitte an Straßen erfasst und zusammengestellt wurden Diese sind in eine Prioritätenliste der wichtigsten Wiedervernetzungsabschnitte eingeflossen. Die priorisierten Konfliktstellen werden nun nach und nach durch den Bau von Querungshilfen, insbesondere Grünbrücken und Amphibienschutzanlagen, entschärft. Das Verkehrsministerium hat vor, die Zusammenstellung der Amphibienwanderabschnitte an Straßen zu aktualisieren. Start hierfür ist für das zweite Halbjahr 2025 vorgesehen.

Förderung für Wiedervernetzungsmaßnahmen

Seit dem 1. Januar 2020 können Wiedervernetzungsmaßnahmen an kommunalen Verkehrswegen über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) gefördert werden. Ziel des Verkehrsministeriums ist es, das „Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen“ sukzessive auch an kommunalen Straßen umzusetzen. Zudem können über das LGVFG auch Querungshilfen zur Vernetzung von Lebensräumen und Tierwanderwegen an kommunalen Rad- und Schienenverkehrswegen gefördert werden. Im Fokus steht dabei die Förderung von Amphibienschutzanlagen.