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Böblingen

„Wir müssen den Schatz Demokratie wieder schätzen und schützen“

Landtagspräsidentin Muhterem Aras besucht die Mildred-Scheel-Schule.

Von Peter Maier
Landtagspräsidentin Muhterem Aras zu Besuch an der Mildred-Scheel-Schule.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras zu Besuch an der Mildred-Scheel-Schule.

Bild: z

Böblingen. Pizza und Demokratie – dass diese beiden Dinge mehr miteinander zu tun haben als man denkt, darauf hat Thomas Loy, Lehrer für Geschichte und Gemeinschaftskunde an der Mildred-Scheel-Schule in Böblingen, in seiner Begrüßung hingewiesen: Fast jeder möge das aus Italien stammende Gericht, das durch seine unzähligen Variationsmöglichkeiten so vielfältig sei wie unsere Gesellschaft.

So manchen Leckerbissen habe aber auch eine Demokratie für ihre Bürger im Angebot. So seien Wahlen, Demos, Bürgerinitiativen und Petitionen nur einige Beispiele, die den Bürgern Teilhabe am politischen Geschehen ermöglichen. Dass junge Menschen zurzeit ein reges Interesse an Politik und der Gestaltung der Gesellschaft haben, hat die hohe Beteiligung der Schülerinnen und Schüler bei der letzten Juniorwahl gezeigt, die im Vorfeld der Bundestagswahl an der Mildred-Scheel-Schule durchgeführt wurde. Die Jugendlichen wollen mitgestalten, ihre Stimme abgeben und Gehör finden. Allzu leicht werde Politik dabei aber als Pizza-Service missverstanden, wo man bestellt – und dann schimpft, wenn nicht exakt geliefert wird, was bestellt wurde. Doch Demokratie ist kein Lieferservice. Sie hat nicht die sofortige Befriedigung individueller Bedürfnisse, sondern das langfristige Gemeinwohl im Blick. Wo dies nicht berücksichtigt werde, gerate Demokratie unter Druck und in eine Krise.

Daher ist es dem Landtag Baden-Württemberg ein besonderes Anliegen, das Verständnis der Jugendlichen für politische Prozesse und ihr Interesse an selbstbewusster Mitwirkung bei gesellschaftlichen Debatten und Wandlungsprozessen zu wecken und zu stärken.

Aufgaben des Parlaments

Landtagpräsidentin Muhterem Aras besucht deshalb Schulen im ganzen Land, um aus erster Hand einen Einblick in Arbeitsweise und Aufgaben eines Parlaments sowie unseres demokratischen Systems zu geben. Außerdem kann sie mit ihrer eigenen Biographie ein Vorbild für junge Frauen sein – egal, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte.

Bei ihrem Besuch an der Mildred-Scheel-Schule klärte Muhterem Aras nicht nur über die Aufgaben ihres Amtes auf, sondern berichtete auch von ihrem Arbeitsalltag und den Konsequenzen, welche ein so hohes Amt mit sich bringt. So sei in den letzten Legislaturperioden der Umgangston im Parlament rauer geworden, was schließlich auch Herausforderungen für die Sitzungsleitung mit sich bringe und teils zu heftigen Auseinandersetzungen im Parlament führe. Von Hassmails und Bedrohungen bleibe auch sie nicht verschont, was Folgen auch für das Privatleben habe. Wie sehr unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zunehmend unter Druck gerate, lasse sich daran ebenso ablesen wie an so manchen Anfragen und zur Debatte gestellten Themen. Immer wieder betonte Frau Aras, in welch wunderbarem Land wir alle in Freiheit leben dürfen und welch großer Schatz unsere Demokratie sei, die es zu schätzen und zu schützen gelte.

Die Schülerinnen und Schüler der anwesenden Klassen zeigten sich sehr interessiert, hörten zu und fragten nach. Fragen zur großen Politik auf Landes- und Bundesebene wurden dabei von Muhterem Aras ebenso beantwortet wie Fragen nach ihrer Biographie, ihrer persönlichen Motivation und ihrem Alltag.

Und wie kam es, dass Frau Aras zu Besuch nach Böblingen kam? Letztlich nahm auch die Veranstaltung an der Mildred-Scheel-Schule mit einer Pizza ihren Anfang. Denn die Einladung, die Klassen der Mildred-Scheel-Schule zu besuchen, sprach der Lehrer bei einer zufälligen Begegnung während des Europawahlkampfs auf dem Stuttgarter Marienplatz aus – in einer Pizzeria.