Holzgerlingen betreut Straßen mit KI
Holzgerlingen. Welche Straßenoberflächen weisen Risse auf? Welche Gullideckel sind zu tief, welche Schilder sind beklebt oder zugewachsen? In Holzgerlingen kennt seit Anfang November „Vialytics“ die Antwort auf diese und weitere Fragen - eine Software, die mit künstlicher Intelligenz (KI) Straßenzustände und Straßeninventar quasi im Vorbeifahren erfasst und bewertet.
„Inzwischen bin ich mit Vialytics etwa die Hälfte aller Straßen in Holzgerlingen abgefahren - rund 29 Kilometer“, berichtet Michael Wagner, Sachgebietsleiter für Tiefbau und Straßenunterhaltung. Und das Zwischenergebnis, das die Software aktuell auf seinem Arbeitsplatz-Bildschirm anzeigt? Das stimmt ihn genauso sehr zufrieden wie Bürgermeister Ioannis Delakos. „Im Durchschnitt bekommen wir die Note 2 – das heißt, dass sich unsere Straßen insgesamt in einem guten Zustand befinden“, so Ioannis Delakos – und zusätzlich erfreut über die Tatsache, dass sich auch kaum etwas an der Benotung ändern dürfte, wenn mal alle Straßen im Stadtgebiet von Vialytics strengem Blick begutachtet worden sind.
Alle vier Meter ein Foto
Wenn Michael Wagner losfährt, um die Holzgerlinger Straßen und Wege unter die Lupe nehmen zu lassen, beginnt ein hinter die Windschutzscheibe geklemmtes Smartphone seinen Dienst, genauer gesagt das Programm, das darauf arbeitet. Alle vier Meter nimmt es ein Foto der Asphaltoberfläche inklusive GPS-Spur und Zeitstempel auf. Das System bewertet, analysiert schnell und gezielt den jeweiligen Straßenzustand – ganz objektiv in 15 Schadenskategorien auf der Asphaltoberfläche und bewertet diese mit Schulnoten von 1 bis 5.
Besonders stark beschädigte Stellen kennzeichnet es auf einer Karte mit einer Verkehrssicherheits-Warnung. Dazu dokumentiert es im gleichen Stil defektes Straßeninventar wie Verkehrszeichen oder Schachtdeckel. Diese Hinweise werden direkt an den Bauhof übermittelt, wo dann, je nach Dringlichkeit, reagiert wird.
Wieder an seinen Arbeitsplatz und ins W-Lan-Netz im Neuen Rathaus zurückgekehrt, liefert das Smartphone von Michael Wagner alle ausgewerteten Daten ab, die anschließend von mehreren Stellen aus bearbeitet werden können – detailliert auf einer Straßenkarte eingetragen, versteht sich. „Man sieht dann auf einen Blick, wo und ob welche Straße welche Mängel aufweist“, so Michael Wagner. „Mit dieser Mängelliste lässt sich dann zum Beispiel die Jahresplanung zur Straßensanierung gestalten.“
„Die gesammelten Daten liefern uns jederzeit einen guten Überblick über den Zustand unseres Straßennetzes und wir können im Hinblick auf Sanierungsarbeiten schneller und gezielter reagieren“, sagt Bürgermeister Delakos. „Der Einsatz dieses Verfahrens mittels Unterstützung künstlicher Intelligenz zeigt sehr eindrucksvoll auf, welche Potenziale KI auch für uns als Verwaltung ganz praktisch haben kann. Die Mitarbeiter werden von aufwendigen und eher wenig anspruchsvollen Aufgaben entlastet und gewinnen dadurch wertvolle Zeit. Diese wiederum können sie für wichtige Aufgaben verwenden, was uns wiederum einen deutlichen Mehrwert bringt.“