Stuttgart zeigt die coolste Show des Cirque du Soleil
Stuttgart. So cool war der Cirque du Soleil noch nie – auch wenn er seit jeher äußerst lässig daher kommt. Ursprünglich eine Gruppe von 20 Straßenkünstlern, erfand die Cirque du Soleil Entertainment Group die Zirkuskunst neu und wurde zum globalen Marktführer im Live-Entertainment. Bisher sahen mehr als 200 Millionen Zuschauer in nahezu 450 Städten in 50 Ländern die Shows. Aber so, wie die 42. Produktion, kam noch keine daher.
Auf Minus 10 Grad kühlt die Eisfläche in der Porsche-Arena runter, dafür braucht es 48 Stunden Vorlauf. Bei den Vorstellungen steigen die Temperaturen je nach Halle an, doch es empfiehlt sich, die Jacke mitzunehmen. Wer Interesse hat, sollte nicht zu lange zögern, denn das Gastspiel dauert nur bis Sonntag. Karten gibt es für die einzelnen Shows auf der Seite https://stuttgart-live.de.
Ein Blick hinter die Kulissen des Spektakels, für die eine insgesamt 93-köpfige Crew sorgt mit 44 zum Teil Olympia- und Weltmeisterschafts-erprobten Eiskunst- und Eistanzläufern, bringt erstaunliche Zahlen hervor. Es braucht 21 Sattelschlepper, die unter anderem 428 Rollkoffer verstauen, in denen über 6000 Kostümteile lagern, aber auch mehr als 40 Perücken. Für diese Perücken ist eine einzige Frau zuständig, die für jede einzelne fünf Stunden braucht, um sie aufzustylen.
Apropos Styling: Alle 44 Künstler sind für ihr Make-up selbst verantwortlich, was vor allem für einige männliche Athleten eine große Herausforderung ist, die sich vor dem Engagement noch nie selbst geschminkt hatten. Für große Rollen braucht das Make-up 90 Minuten – diese Kunst aber zuerst zu lernen, dauert ein Vielfaches mehr. Sämtliche Kostüme sind auf die Sportler maßgeschneidert zugeschnitten, und manche Umziehpausen dauern gerade einmal fünf bis 15 Sekunden. Die Stoffe sind wasserfest, um die Akteure zumindest von außen trocken zu halten. An jedem neuen Spielort gehen erst einmal 50 Ladungen durch die Waschmaschinen. Und an jedem Tag sind es 10 bis 12 Wäscheladungen zusätzlich.
Die Perfektion bis ins Detail reicht dabei vom Scheitel bis zur Sohle, unter der es für jeden einzelnen Künstler unterschiedliche Spikes gibt, sofern sie einmal keine Schlittschuhe tragen. Zum Teil unterscheiden sich diese in Anzahl, Dichte, Stärke und Tiefe der Dornen zwischen dem starken und dem schwachen Fuß und sind abhängig davon, von welchem Fuß er sich abdrückt, wie er häufiger landet oder wie er Schwung holt.
Die Verträge mit den Crew-Mitgliedern laufen jeweils von April bis April. Die Shows gehen in der Regel von Mittwoch bis Sonntag, der aktuelle Tross kam am Montag aus Antwerpen in Stuttgart an. Am Dienstag begann der Aufbau, dann das Training und die zahlreichen Sound- Licht- und Sicherheits-Checks, damit es ab Mittwochabend zur Sache geht.
Auch in Stuttgart wird es in den neun Shows bis Sonntag echten Kunstschnee geben, aus dem die Künstler unter anderem 300 Schneebälle formen, ein lässiges Hockey-Match, Sprünge über die Rampen, Salti und Flugnummern, ab dem Wochenende gibt es dann erst einmal eine der seltenen zweiwöchigen Pausen. Dann geht es weiter nach Hamburg. Und später ziehen die Weltklasse-Sportler und -Artisten Richtung Down Under und Neuseeland, wenn dort auf der Südhalbkugel allmählich der Winter anbricht.
Dabei heißt die Show nicht nur Crystal. Sie ist auch die Titelfigur, eine junge Frau, die aus der Realität in die glitzernde Welt der Eiskristalle flieht, in der sie sich spiegelt. Auf dünnem Eis entwickelt sie ihre Individualität und Einzigartigkeit.
Karten gibt es für die einzelnen Shows auf der Seite https://stuttgart-live.de, außerdem auch telefonisch. Besetzt ist die Hotline bis Freitag zwischen 10 und 18 Uhr unter Telefon 0711-550 660 77