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Weintage

Sindelfingen: Edle Tropfen Rebensaft in zauberhaftem Fachwerk-Ambiente

Gelungene Premiere für die ersten Sindelfinger Weintage von Röhm-Medien in der Altstadt. Besucher strömen und bevorzugen Weißwein.

Von Bernd Heiden

Sindelfingen. Premierenfieber heißt es dort, wo die Bretter die Welt bedeuten. Aber auch außerhalb des Theaterbetriebs spielt eine leichte Aufregung regelmäßig mit, wenn erstmals etwas Neues ausprobiert wird fürs Publikum. Erstens ist ungewiss, ob das überhaupt kommt. Zweitens, ob das Angebot dann ankommt. Die Sindelfinger Weintage erlebten nun ihre Premiere im Herzen der Altstadt. Und das haut hin, sowohl mit Kommen wie Ankommen.

Am dritten Abend der Weintage herrscht richtig Betrieb auf der Weinstraße, zu der die Lange Straße während der Weintage geworden ist. Auch am kleinen Abzweig in die Hintere Gasse bis hin zum Platz mit dem Rückriem-Brunnen ist richtig was los. Die entlang des alten Rathauses aufgebauten Tischgarnituren sind an diesem Samstagabend komplett belegt. Ganz offensichtlich auch hat sich der Ruf dieses Events trotz Erstauflage schon weit jenseits von Sindelfingen verbreitet.

Banner erzeugen Aufmerksamkeit

So steht hier mit einer kleinen Gruppe Michelle aus Bad Teinach mit einem Glas Sangiovanni-Weißwein in der Hand. Die 27-Jährige ist aus Bad Teinach angereist mit Freund und Bekannten aus dem Landkreis Calw. „Das ist echt schön hier. So was mögen wir, so kleine Feste“, sagt sie zu den Weintagen, auf die sie über eines der vielen Banner an den Straßen aufmerksam geworden ist.

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Die Banner haben auch Marian Haag zu den Weintagen geleitet, der in Nachbarschaft des Rückriem-Brunnens mit einem Maichinger-Darmsheimer-Quintett am Stehtisch seinen Wein verkostet. „Das passt super mit diesem Fachwerk. Das ist schon anders, als wenn man Wein vor einem Betonbunker trinkt. Es lädt einfach zum Verweilen ein, wenn die Umgebung schön ist“, sagt zum Flair Marian Haag, der wie alle in der Clique hier zur Generation U30 zählt.

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Von Jung bis Alt

Wer tatsächlich meint, die jüngere Generation nehme nur noch Energy-Drinks zu sich, der wird hier widerlegt. „Du siehst hier alles von Jung bis Alt“, sagt Julia Wiedemann, Managerin der Weinbar Sitt Wein, die erst im Februar in der ehemaligen Traube eröffnet hat. Offenbar schnuppern nun etliche auch erstmals bei Sitt Wein rein. „Das ist eine supertolle Veranstaltung auch für uns. Wir kriegen sehr viel neues und angenehmes Publikum“, erzählt die Managerin: „Viele kannten noch gar nicht unser System mit Selberzapfen und Bezahlkarte.“

Freilich gibt es auch Lernerfahrungen darüber hinaus. „Es ist eine Premiere, bis sich die Leute daran gewöhnt haben, dauert es ein bisschen“, erzählt Peter Kramer vom Hotel Erikson, der mit seiner Frau Sabine und einer Mitarbeiterin Wein vom Bönnigheimer Weingut Dautel ausschenkt. Die ersten Gäste, die am Donnerstag auftauchten, hätten erzählt, dass sie das Fest zuerst auf dem Marktplatz suchten, berichtet Peter Kramer.

Begeistert vom Ambiente

Im Weintage-Zentrum angekommen, wären sie dann begeistert gewesen vom Ambiente, umgeben vom alten Fachwerk. Das Feedback der Gäste sei generell sehr positiv, sagt er nach drei Tagen. Auch Anwohner hätten ihn angesprochen wegen zu lauter Musik, er habe dann den Musiker gebeten, die Anlage leiser zu drehen. „Man muss die Anwohner mitnehmen“, unterstreicht Peter Kramer, dass hier kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander angesagt sei.

Alles zusammen sind an dieser von Röhm-Medien veranstalteten Premiere bei freundlicher Unterstützung durch City-Marketing 16 Weinanbieter vertreten nebst 15 Foodtrucks, die sich alle an der Achse Schaffhauser Platz bis hinunter zum Wettbachplatz verteilen. Zuunterst schenkt an ihrem Stand Anja Dörr Pfälzer Weine aus, ihr Lokal Weinkult liegt knapp außerhalb des Geländes um die Ecke in der unteren Vorstadt, wo ihr Mann David bedient.

Sauvignon Blanc ausverkauft

Anja Dörr gibt sich angesichts der Resonanz der Weintagepremiere fast euphorisch. „Super. Ich bin begeistert, wie viele Sindelfinger und Weintrinker aus dem Umland es gibt, die sich hier durchprobieren“, sagt Anja Dörr hinter ihrer Ausschank-Theke. Am Samstagabend und damit einen Tag vor Festende muss sie freilich schon Ausverkauf der Sorte Sauvignon Blanc vermelden. „Weißwein ist der Knaller“, sagt sie. Rosé gehe einigermaßen, Rot eigentlich gar nicht.

Geht doch, berichtet Benedetto Gamuzza, der mit zwei Ständen in Lange Straße gleich am Stadtmuseum-Eck steht. Weißwein käme super an, berichtet zwar auch er, aber amerikanische Gäste interessierten sich durchaus für Rotwein. „Toll, dass trotz Ferienzeit so viel Publikum da ist“, sagt insgesamt Gamuzza, der hier Stammgäste erlebt, aber auch viel neues Publikum, von denen einige erstmals merkten, dass er in seinem Ciao Giulia am Wettbachplatz nicht nur Eis, sondern auch Wein anbiete.

„Das ist der richtige Platz“

‚Warum macht ihr das nicht schon lange?‘, zitiert Ulrich Röhm eine sehr häufig von Gästen an ihn gestellte Frage an seinem Vom Fass-Stand. Ein Kunde aus Ehningen habe angesichts der Weintage attestiert: Sindelfingen entwickle sich Stück um Stück weiter nach vorne. „Es sind nette, freundliche Leute hier, die das Ambiente schätzen und teilweise auch die Weine kennen“, schildert Ulrich Röhm seinen Eindruck und zeigt sich überzeugt, dass hier der richtige Platz für die Weintage ist. Das vormalige Weindörfle auf dem Marktplatz habe dagegen dort etwas verloren gewirkt, findet er.

„Der Anfang ist gemacht. Die Veranstaltung hat enormes Potenzial“, bilanziert Detlef Brumm mit seiner Cocktail-Lounge, die neben dem Schaffhauser Platz das obere Ende des Event-Geländes markiert. Nach etwas ruhigerem Auftakt am Donnerstag, Regeneinlage am Samstagmittag, aber an Freitag- wie Samstagabend bestem Besuch zieht Kornelia Cziomer, die als Event-Managerin von Röhm-Medien die Idee zu diesen Weintagen hatte, letztlich am finalen Sonntag ein positives Fazit für die Premiere: Die Besucher hätten das Event angenommen, viel Lob sei für die Idee und Altstadtflair gefallen.

Auch kritische Anwohner hätten dem Fest durchaus Stil attestiert. Im Nachgang werde man sich auch nochmals mit den Anwohnern zusammensetzen und einen Konsens suchen, sagt Kornelia Cziomer.

Fortsetzung ist angekündigt

Das klingt gut. Die SZ/BZ jedenfalls erreichten nach dem Samstagabend Anwohnerstimmen mit dem Wunsch, dass die Musik zarter, am besten wie beim Handwerkermarkt gehalten werde. „Im nächsten Jahr werden wir viele kleinere Sachen optimieren“, verspricht Kornelia Cziomer, die damit Weintage Nr. 2 für 2025 schon ankündigt mit Start nach dem Auftakt von Sindelfingen rockt.

Info

Die Cocktail-Lounge mit der SZ/BZ-Wunderbar erwartet bereits kommenden Mittwoch, 7. August wieder die Gäste mit Cocktails und Sommergetränken am Marktplatz, wenn es ab 18 Uhr heißt Sindelfingen rockt mit der Phil Collins und Genesis-Tribute-Band „True Collins“.