„Nur der Führerschein eröffnet alle Möglichkeiten“
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann wirbt dafür, dass Seniorinnen und Senioren über 65 auf den Führerschein verzichten und auf den ÖPNV umsteigen. Dafür gibt es beim teilnehmenden Verkehrsverbund Stuttgart einmalig ein Jahresticket. Die Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart rät dazu, „sich die Teilnahme an dieser Aktion gut zu überlegen“, so Obermeister Torsten Treiber. Nicht nur, weil bei der inzwischen erreichten Lebenserwartung jahrzehntelang Ticketkosten anfallen, sondern, weil die Autos immer moderner werden: „Wir werden in naher Zukunft selbstfahrende Autos in einer nie dagewesenen Leistungsfähigkeit erleben. Es ist damit zu rechnen, dass deren Nutzung immer einen Führerschein voraussetzt.“
Eine wichtigere Rolle werde auch das begleitete Fahren spielen, ergänzt Innungsgeschäftsführer Christian Reher. „Die Ampelkoalition plant, die Altersgrenze von 17 auf 16 Jahre zu senken, Großeltern ohne Führerschein können ihren Enkeln dann nicht als Begleitperson helfen.“ Im Kreis Böblingen sind bis zu 80 000 Seniorinnen und Senioren und rund 4 000 junge Menschen unter 17 Jahren betroffen.
Rückgang der Unfallzahlen
„Nur der Führerschein eröffnet alle Möglichkeiten unbeschränkt mobil zu sein. Wer fit genug ist, auf belebten Straßen Fahrrad zu fahren, ist auch fit genug, mit dem Auto unterwegs zu sein“, so Christian Reher. Und Torsten Treiber greift die Ministeraussage auf, der sagte, dass Menschen Ü65, „sofern sie bei einem Unfall ein Auto fahren, in den meisten Fällen die Hauptschuld (2020: 68,7 Prozent) tragen“: „Da zeichnet sich durch die revolutionäre Entwicklung der Autotechnik über alle Altersgruppen hinweg eine starke Entlastung und ein Rückgang der Unfallzahlen ab. Die am stärksten unfallgefährdete Gruppe sind immer noch die Fahranfänger und Menschen bis 25 Jahren am Steuer.“
2020 zählte das Statistische Landesamt im Kreis Böblingen 174 im Straßenverkehr verunglückte Personen über 65 und 194 zwischen 18 und 25, wobei die jungen Menschen mit etwas über 28 000 nicht ganz ein Drittel der Zahl der Senioren stellen.