König Fußball kriegt die (Fan-)Kurve
„Naar links...“. „Naar rechts...“. Schunkeln im XXL-Format. Man möchte nicht mehr aufhören zuzuschauen. Man möchte mithüpfen. Mit Holländern. In Deutschland. Dem Fußball-Erzfeind. Die Bilder aus Hamburg fesseln. Alles in Orange. Plötzlich machen soziale Medien einen Sinn, wenngleich deutsche Fans fragen: Warum bekommen wir das nicht hin?
Eine Antwort: Wir sind nicht so weit, zumindest noch nicht. Holländer tragen orange und finden, Oranje ist „boven“, was eigentlich heißt „es lebe das Königshaus“ und doch nur ein Fußballpartyhit ist. Sie kleiden sich wie Müllmänner, schlüpfen in die Klompen und tragen Käse auf dem Kopp.
Immerhin hat die deutsche Fankurve ziemlich breit gefächert den Frieden mit dem pinken Trikot geschlossen, wie die Einzelhändler groß vermelden. Ganz offensichtlich haben enorm viele Menschen keinen Bock auf das Gemoser, was zur eigentlichen Idee des Fußballs passt. Es ist ein Spiel. Zugleich ein ziemlich simples, und eigentlich braucht man nur einen Ball und ein paar Freunde, damit es es spielerisch zugeht. Der Ball wiederum kennt keine Sprache und keine Religion, er kennt keine Schichten, Klassen und Vorgesetzten. Er will nur ins Tor und findet es sogar gut, wenn er getreten wird. Er nimmt es einem nicht übel, er nimmt niemanden etwas krumm.
Die Stimmungswende ist wunderbar. Die Freude am Spiel nimmt überhand. Schwaben freuen sich über Dänen, die Bierfässer leer trinken und über Schotten, die besonders lustig sind, wenn sie dicht sind. Nicht auf Krawall gebürstet, dafür mit Kilt und Dudelsack unterwegs. Links das Glas in der Hand, rechts den Regenschirm, um alte Menschen über die Straße zu bringen. Wir freuen uns über Gäste und freuen uns, dass Gäste uns für gute Gastgeber halten, weil wir so freundlich sind. Wir wiederum nehmen die Schande mit dem Trikot dann doch nicht so bierernst, wie man hätte meinen können, als die Stimme der Empörung so laut zu vernehmen war, und der Widerhall ausfiel, weil es die Sache nicht wert ist. Im Ohr bleibt dieser orangefarbene Hit. „Naar links...“. Und bitte immer nur so weiter.