„Glückstage“ an der Magstadter Gemeinschaftsschule
**Magstadt.**Zwei Tage lang war „Glück“ Unterrichtsfach an der Gemeinschaftsschule in Magstadt. Der Anstoß zu diesen besonderen Tagen kam von der Schulleiterin Irene Wilfinger. Sie fragte sich, wie es gelingen kann, in dieser Pandemie-Zeit, die von Sorgen und Ängsten geprägt ist, die Schülerinnen und Schüler erfahren zu lassen, dass das Leben trotz allem schöne Momente bereithält. Schulsozialarbeiterin Ursula Miksch übernahm und plante gemeinsam mit ihrer Kollegin und Lehrerinnen die Glückstage.
Viertklässler sitzen im Kreis um den Begriff „Glück“. Aus Leon platzt es heraus: „Glück kann ich mir nicht aussuchen!“ Schnell entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch, was „Glück“ und „glücklich sein“ bedeutet. Die Kinder erzählen von eigenen Glücks-Erfahrungen und Erlebnissen: Glück im Spiel, Glück im Unglück, Glücksbringer, zufälliges Glück, alltägliches Glück, wenn einem etwas glückt, um das man sich sehr bemüht hat. „Wir haben nicht immer Glück“, wirft Raul ein, „manchmal haben wir auch Pech, wenn was Schlimmes in unserem Leben passiert.“ Die Kinder nicken nachdenklich. Es ist allen klar, dass auch diese Seite zum Leben gehört. Mia nimmt den Glücksfaden auf: „Ich bin glücklich, wenn ich nach langer Zeit jemanden wiedersehe, den ich sehr mag.“
Der Zeitplan für die Glückstage in Klasse 8 ist an der Tafel zu lesen. Letzter Punkt am Donnerstag „Mein größtes Glück“. Es ist der Wunsch der Schülerinnen und Schüler, dass sie ihr größtes Glück mit in die Schule bringen dürfen. Zwei Hunde werden fröhlich begrüßt und der kleine Bruder kommt extra aus dem Kindergarten. Er ist das größte Glück seiner großen Schwester.
Grundlegende Dinge machen glücklich
In den 6. Klassen gestalten die Schüler Glücksgläser, in denen sie ihr Glück sammeln wollen. Lukas malt sein Glas goldfarben an, weil für ihn Glück etwas Kostbares ist. Sie notieren auf Zetteln, was sie glücklich macht: mit Freunden oder der Familie etwas unternehmen, genug zu essen haben und gesund zu sein, Computerspiele, ein schönes Auto, anderen helfen, ein Zuhause haben. Serims Glücksglas zieren viele Sterne. „Es macht mich glücklich“, sagt sie, „mit meiner Familie in den Sternenhimmel zu schauen.“
Es wird deutlich, was auch die Glücksforschung gezeigt hat. Es sind die grundlegenden Dinge, die ein Mensch braucht um glücklich zu sein: Nahrung, ein sicheres Zuhause, Gesundheit, Bildung, sinnvolles Tun und gute Beziehungen.
Die Zehntklässler suchen das Glück im Freien. Gemeinsam mit seinem Klassenlehrer hat Konrad ein Geocaching vorbereitet. Viele weitere Unternehmungen finden an diesen zwei Tagen statt: Glücksyoga, ein Waldspaziergang, ein gemeinschaftsstiftender Tag im Jugendhaus, der Besuch eines echten Schornsteinfegers, Glückssteine werden bemalt, Kleeblätter beschrieben, Marienkäfer krabbeln über Kisten und Karten mit Glückssprüchen und viele Klassen sammeln ihre Gedanken und Gegenstände „zum Glück“ in Glücksboxen, die an das Glück erinnern und andere glücklich machen sollen.
Kann man glücklich sein in der Schule lernen? Der 4.Klässler Leon hat seinen Mitschülern aufmerksam zugehört. Er kommt zu dem Schluss „Jeder hat irgendwann Glück. Glück ist nichts Besonderes, es gibt in jedem Leben viele Glücksmomente.“ Ich denke, es ist in diesen zwei Tagen geglückt, die Schüler:innen Glücksmomente erleben zu lassen und sie anzuleiten, die Glücksmomente ihres Lebens bewusster wahrzunehmen.