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Ehemaliger Daimlersteg

Gewerkschafter wünschen sich einen Ort zur Würdigung der Daimler-Beschäftigten

Nach dem Abriss des Daimlerstegs über die Hanns-Martin-Schleyer Straße in Sindelfingen hat der Deutsche Gewerkschaftsbund Ideen zur Gestaltung des Platzes entwickelt.
Von Peter Maier
Im Juli wurde der Steg abgebrochen.

Im Juli wurde der Steg abgebrochen.

Bild: Nüßle/A

Sindelfingen. Nach dem Abriss des Daimlerstegs über die Hanns-Martin-Schleyer-Straße in Sindelfingen ist ein kleiner Platz entstanden. Der DGB-Kreisverband Böblingen hat Ideen zu seiner Gestaltung entwickelt. Die Gewerkschafter wünschen sich einen Ort, der an die Leistungen und den gesellschaftlichen Beitrag der Beschäftigten erinnert.

„Was fehlt und in der Krise der heutigen Demokratie als umso wichtiger erscheint, ist ein Platz, der daran erinnert, dass eine demokratische Gesellschaft in erster Linie aus der alltäglichen Arbeit und dem Mitwirken der sogenannten ‚kleinen Leute‘ erwächst“, erläutert Georg Patzek, der Kreisvorsitzende des DGB im Landkreis Böblingen.

Solch ein Ort zur Würdigung der Arbeiter Sindelfingens könnte nach Meinung des DGB-Kreisverbands Böblingen an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße entstehen. „Wir haben Kontakt mit der Stadt aufgenommen, um ihr unsere Ideen vorzustellen. Die zuständige Bürgermeisterin Frau Dr. Clemens hat uns zu einem ersten Gespräch eingeladen“, berichtet Patzek.

Umgestaltung und Neubenennung

Durch den Abriss des alten Daimlerstegs ist ein kleiner Platz entstanden. Der DGB-Kreisverband hat im Gespräch mit dem Lokalhistoriker Klaus Philippscheck Ideen zur Gestaltung des neu entstandenen Platzes entwickelt.
Dem DGB-KV schwebt als eine Idee, zum Beispiel die Aufstellung einer Plastik vor, die zwei Daimlerarbeiter und eine Arbeiterin auf ihrem Weg zur Arbeit zeigt: „Vespertasche unterm Arm und – weil sie aus einer der genossenschaftlichen Siedlungen mit Häusle und Gärtle kommen – ein Huhn hinter ihnen herlaufend. Einer schaut nach oben: zur Treppe, zum Daimler-Stern“, so zitiert Patzek eine erste Idee von Klaus Philippscheck. So wie die Kolleginnen und Kollegen jahrzehntelang diesen Weg über den früheren Daimlersteg zum Werksgelände gegangen sind.

Eine Anregung fand der DGB-Kreisverband unter anderem in Pforzheim, wo zur Erinnerung an die einpendelnden sogenannten „Rassler“, die Arbeiterin der Gold- und Silberbearbeitung, eine Plastik aufgestellt wurde.
Einmischen möchte sich der DGB-Kreisverband mit seinen Ideen auch in die Diskussion um die Neubenennung des neu entstandenen Platzes und der Bushaltestelle „Daimlersteg“. Der DGB-Kreisverband hat dazu zunächst einmal zwei Vorschläge entwickelt, die sich beide auf Menschen beziehen, die aus der Arbeiterbewegung stammen und sich ihr ganzes Leben für gute Lebensbedingungen der Kolleginnen und Kollegen eingesetzt haben.

Am liebsten wäre dem DGB-Kreisverband eine Benennung des Platzes und der Bushaltestelle nach dem Sindelfinger Ehrenbürger Ernst Schäfer. Dieser hat in den 1920er-Jahren eine Ausbildung zum Werkzeugmacher im Daimler-Motorenwerk absolviert, wurde Gewerkschaftsmitglied und Betriebsrat, Sozialdemokrat, langjähriger Gemeinde- und Kreisrat sowie Landtagsabgeordneter. Er war stellvertretender Bürgermeister. Von 1951 bis 1972 war er auch der Betriebsratschef aller Daimlerwerke.
Als Alternative käme auch eine Benennung des Platzes nach dem in Maichingen geborenen Arbeiterführer Georg Bronnenmayer in Betracht. Er war eine Figur der frühen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert. Er war Mitbegründer der sozialdemokratischen Partei. Er begründete erste Produktions- und Wohnungsgenossenschaften für Arbeiter.