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1988 waren es nur zwei Spiele.

Die EM-Träume der deutschen Mannschaft gehen in der Stuttgarter Arena in Rauch auf

Der Spanier Mikel Merino setzt den Schlusspunkt hinter die fünf Partien in der MHP-Arena.

Von Philipp Hamann

Fußball-EM 2024. Beim Turnier 1988 wurden zwei Spiele im damaligen Stuttgarter Neckarstadion ausgetragen. Die Vorrundenpartie zwischen England gegen Irland (Endstand 0:1) und das Halbfinale zwischen Italien und der Sowjetunion (0:2). Damals reichte für den Eintritt in die Arena noch eine ganz normale Karte, die von den Ordnern angerissen wurde. In Berlin stand noch die Mauer und in den USA wurde George H.W. Bush zum neuen Präsidenten gewählt. Tennisspielerin Steffi Graf gewann alle vier Grand-Slam-Turniere und schrieb damit Sport-Geschichte. Die Fußballer von Bayer Leverkusen triumphierten im UEFA-Pokal.

Jetzt ist die Werkself Deutscher Meister und bei der Fußball-EM 2024 wurden gleich fünf Spiele in der baden-württembergischen Landeshauptstadt ausgetragen. Zuletzt das Viertelfinale zwischen den dreimaligen Europameistern Spanien und Deutschland. Schon in der Stuttgarter Innenstadt liefern sich die Fans beider Länder einen fröhlichen Sangeswettstreit. Für ausgelassene Stimmung sorgt Saxophonist Andre Schnura vor der Kaufhof-Filiale auf der Königstraße.  Noch vier Stunden bis zum Anpfiff in der Stuttgarter Arena und ein erster banger Blick aufs Handy. Hat das Mobiltelefon noch genügend Akku? Dort ist die Eintrittskarte abgespeichert. Eine Powerbank darf man bei dieser EM nicht mit ins Stadion nehmen. Die Frage muss erlaubt sein, was machen Leute, die kein Smartphone haben? Eintrittskarten aus Papier gibt es 2024 nicht mehr.

Immerhin der Akku reicht auch für ein Selfie mit Krassimir Balakov. Der Bulgare spielte von 1995 bis 2003 beim VfB Stuttgart und führte die Weiß-Roten 1997 zum Pokalsieg in Berlin gegen Energie Cottbus. Anschließend war Balakov beim VfB Co-Trainer unter Felix Magath. „Der war sehr streng damals“, sagt der heute 58-Jährige. Nick Woltemade ist am 14. Februar gerade 22 Jahre alt geworden. Der 1,98 Meter große Offensivspieler ist von Werder Bremen zum VfB Stuttgart gewechselt. Er ist das erste Mal in den Katakomben der Stuttgarter MHP-Arena. Dort ist während der EM alles in blau gehalten. Nur die Toiletten sind weiß-rot.

Rote Trikots tragen auch die Spanier. Deutschland in weiß. Auch die deutschen Fans sollten mit weißen Shirts ins Stadion kommen. Die meisten haben sich dran gehalten. Nur der kleine Junge und sein Vater neben mir nicht. Die beiden sind Italiener aus Rom und hoffen auf ein Elfmeterschießen. Eine Minute vor dem Ende der Verlängerung trifft Mikel Merino von Real Sociedad San Sebastian per Kopf zum 2:1 für die Iberer. Deutschland ist raus. Spanien steht im Halbfinale und trifft dort am Dienstagabend in München auf Frankreich.

Wiederholt sich die Geschichte von 1988, dann gewinnt Spanien gegen Frankreich. Das Finale verliert die La Furia Roja dann aber wohl gegen die Niederlande. Wie einst die Sowjetunion. Das Endspiel 2024 wird in Berlin ausgetragen, 1988 war München der Austragungsort.  Wo der Ball bei der EM 2060 rollt, steht noch nicht fest. Wie die Welt in 36 Jahren aussieht, kann heute auch keiner vorhersagen. Bestimmt wird man sich dann an dieses Jahr 2024 erinnern mit der EM, den Olympischen Spielen in Paris und der US-Wahl im November.