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Musical-Premiere

Die Eiskönigin wärmt die Herzen

Umjubelte Premiere des Disney-Musicals im Stuttgarter Stage Apollo Theater.

Von Tim Schweiker

Stuttgart. Jubelstürme im Stage Apollo Theater in Möhringen: Selten hat eine Stuttgarter Musical-Premiere so viel Begeisterung hervorgerufen, wie die des Disney-Musicals „Die Eiskönigin“. 1800 Zuschauer im voll besetzten Theater sind sich einig: Dieses Musical ist magisch. Und das nicht nur, was die Handlung betrifft.

Der Kartenverkauf läuft laut Stage Entertainment bestens, die Geschichte, die auf dem Disney-Animationsfilm basiert, passt perfekt in die Jahreszeit. Zur vielfach ausgezeichneten Musik mit Songs wie „Let It Go“ („Lass jetzt los“) erlebt das Publikum gemeinsam mit den Schwestern Anna, Elsa sowie ihren Gefährten Olaf, Sven und Kristoff ein geheimnisvolles Musicalabenteuer. Eine packende Choreographie, aufwändige Kostüme, spektakuläre Effekte und ein zauberhaftes Bühnenbild machen „Die Eiskönigin“ zu einem Erlebnis für alle Sinne.

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Die Songs stammen aus der Feder von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez und dem Buch von Jennifer Lee – unter der Regie von Michael Grandage. Für die Choreographie des Stücks zeichnet Rob Ashford verantwortlich, Bühnen- und Kostümdesign stammen von Christopher Oram, Lichtdesign von Neil Austin, Sounddesign von Peter Hylenski, Videodesign von Finn Ross und Puppetdesign von Michael Curry. Die Musical Supervision sowie Arrangements verantwortet Stephen Oremus.

Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Animationsfilm und entwickelt die im Film erzählte Geschichte weiter: Elsa verwandelt mit ihren unkontrollierbaren Kräften ihr Königreich in eine winterliche Eislandschaft. Sie flüchtet ins Exil, um niemanden in Gefahr zu bringen. Vor allem nicht ihre geliebte Schwester Anna, die sich trotz aller Risiken auf eine abenteuerliche Reise begibt, um Elsa zu finden und zu retten.

Für die Musicaladaption wurden die sieben aus dem Film bekannten und gefeierten Lieder (unter anderem der Welthit „Lass jetzt los“) um 14 neue Songs ergänzt. Zu den neuen, musical-eigenen Liedern zählen die beliebten Songs „Monster“ und das zauberhafte Duett von Anna und Elsa „Du bist alles“. Während „Monster“ Elsa von tiefen Selbstzweifeln bis hin zur festen Überzeugung begleitet, dass das Gute in ihrem Herzen überwiegen wird, versucht Anna in „Du bist alles“ die Mauer einzubrechen, die Elsa um sich gebaut hat.

Auch der Song „Hygge“ gehört zu den neu interpretierten Liedern des Broadway-Musicals. Der Begriff steht im Dänischen und im Norwegischen für Gemütlichkeit und meint das Gefühl von Vertrautheit, Geborgenheit, Wärme und Behaglichkeit. Das alles passt auch sprachlich prima ins Schwäbische und sorgt im Publikum für viel Vergnügen.

Apropos Vergnügen: Besser als mit dem vor Spielfreude sprühenden Kaj-Louis Lucke kann man die Rolle des Schneemanns Olaf nicht besetzen. Der Publikumsliebling bildet mit seiner Puppenfigur eine kongeniale Einheit mit Witz, Charme und starker Stimme.

Das gilt erst recht für Anne Sophie in der Titelrolle der Eiskönigin Elsa. Ihre Bühnenpräsenz ist erstaunlich, die Stimme äußerst variabel, mal kraftvoll, mal zart, aber immer präzise. „Magisch“, hört man immer wieder bereits in den Pausen-Kommentaren. Abla Alaoui als Anna singt und spielt sich im Lauf des Abends regelrecht frei und wird Anne Sophie zur adäquaten Partnerin. Stark auch Jonathan Kügler als Kristoff, der mit seinem Elch Sven gleich einen weiteren Publikumsliebling als Gefährten hat: Auch hier gelingt die Symbiose aus Puppen- und Schauspiel perfekt.

Die Kostüme

Wo kommen die Kostüme her? Die Geschichte wird auch durch die Authentizität der Kostüme weiterentwickelt. Um originäre Materialien nachzuempfinden, haben sich die Kostümdesigner aus Quellen der Mitte des 18. Jahrhunderts, insbesondere aus Skandinavien, inspirieren lassen. Mit Ausnahme von ein paar Schuhen, Socken und Handschuhen ist jedes einzelne der 154 Kostüme auf der Bühne für die Show maßgeschneidert. 41 Tage Handarbeit stecken allein in Elsas ikonischem Eiskleid, um mehr als 18 000 Perlen, Kristalle und Steine darauf aufzunähen. Elsas Kleid wiegt zwölf Kilogramm.

Die Puppen

Wie machen die das mit Olaf und Sven? Die Puppen von Olaf und Sven verleihen der Show zusätzlich eine ganz besondere Magie. Sie stammen von Michael Curry, der bereits bei Disneys „Der König der Löwen“ die Puppen designte. Olaf ist vom traditionellen japanischen Puppenspiel im Bunraku-Stil inspiriert, bei dem sowohl der Darsteller als auch die Puppe vollständig sichtbar sind und vom Publikum als Einheit gesehen werden können. Im Gegensatz dazu ist die Figur von Sven eine Kostümpuppe, bei der der Darsteller nicht sichtbar ist.

Die Kulissen

Was glitzert denn da? Die Vorhänge der Show wurden mit über 40 000 Swarovski-Kristallen besetzt, um den Eispalast zum Funkeln zu bringen. Allein der Hauptkristallvorhang besteht aus 21 352 Swarovski-Kristallen. Das Bühnenportal zwischen Vorhang und Orchester – das sogenannte Proszenium – ist mit Symbolen im Stil der Samen, der Ureinwohner Nordeuropas, verziert und zeigt versteckt viele kleine Anspielungen auf Figuren aus dem Disney-Universum. Wer genau hinsieht, kann Micky Maus, Arielle, Bambi, Mogli, Pocahontas, Tarzan und viele weitere entdecken.

Die Technik

Wie entsteht der Eispalast? Fast jede Kulisse wird während der Show als Projektionsfläche verwendet. Die Projektionen werden über 30 unterschiedliche Computer gesteuert. Die erforderlichen Komponenten sind dafür mit mehr als acht Kilometern Kabel verbunden. Die Videowand hinter der Bühne wurde speziell für das Musical gebaut. Die drei Tonnen schwere Wand enthält auf einer Fläche von zwölf mal neun Metern mehr als 4,5 Millionen einzelne LEDs. Insgesamt kommen 38 fahrbare Kulissenteile von oben, und 23 Setteile von der Seite zum Einsatz.

Unter dem Strich entsteht so mit enormem Aufwand und viel Liebe zum Detail ein Musical-Gesamtpaket, das sein Publikum von Beginn an in den Bann zieht. „Liebevoll“, „zauberhaft“, „überwältigend“ sind Vokabeln, die nach der gefeierten Premiere häufig zu hören sind. Und die Botschaft, dass die Liebe am Ende gewinnt, könnte in diesen Tagen passender nicht sein. Oder, um es mit Schneemann Olaf zu sagen: „Es gibt Menschen, die sind es wert, dass man für sie schmilzt.“

www.stage-entertainment.de