![Die Müllbeutel gibt es kostenlos beim Böblinger Abfallwirtschaftsbetrrieb. Die vollen Säcke werden dann zum Restmüllheizkraftwerk gebracht. Bild: z](/i/fileadmin/user_upload/import/artikel/700/61700/61700_Fruehjahrsputzete_Wilder_Muell_querformat.jpg?_=1739183309&w=318&a=1.7777777777777777777777777777778&f=cover)
![Die Müllbeutel gibt es kostenlos beim Böblinger Abfallwirtschaftsbetrrieb. Die vollen Säcke werden dann zum Restmüllheizkraftwerk gebracht. Bild: z](/i/fileadmin/user_upload/import/artikel/700/61700/61700_Fruehjahrsputzete_Wilder_Muell_querformat.jpg?_=1739183309&w=318&a=1.7777777777777777777777777777778&f=cover)
Sindelfingen. „Ich hab riesig Bock. Ich mache das, weil es mir Spaß macht“, sagt Johannes Leichtle. Der Mittwoch in Sindelfingen gehört der Live-Konzertreihe „Sindelfingen rockt“.
Die Bands für Sindelfingen:
SZ/BZ-Podcast "Willi und Dödel" aus dem Jahr 2022 mit Johannes Leichtle
Sindelfingen steht nämlich längst nicht mehr alleine da mit den Auftritten der Tribute-Bands, die den Originalen nicht nur musikalisch, sondern auch optisch und im Habitus so nah wie möglich kommen wollen. Denn schon am Dienstag hat der Norditaliener Daniel Renner in Kornwestheim seinen großen Auftritt als Robbie Williams. Nach dem folgenden Gastspiel am Mittwoch in Sindelfingen geht es weiter nach Eislingen, am Freitag rockt er mit seiner Band „Feel“ Bietigheim und am Samstag endet seine Tour beim Strohländle in Leonberg.
Früher war das anders, der Testballon steigt 2015. „Bigger Bang“ nennt sich die Band, die in Sindelfingen erst kleinere Steine und dann mächtige Brocken ins Rollen bringt. Gekonnt covern die Stuttgarter Jungs die Rolling Stones. Die Premiere von „Sindelfingen rockt“ gelingt, die Besucher lecken Blut. Mit jedem neuen Konzert ähnelt der Sindelfinger Marktplatz immer mehr einem Festival-Gelände Und als es nach den Krachern von Pink Floyd und AC/DC zum Abschluss von „TribU2“ die größten Hits von Bono und Co. gibt, ist der Stein längst im Rollen. Sind es einen runden Monat zuvor ein paar hundert Besucher, so strömen jetzt Tausende auf dem Marktplatz.
Aus vier werden fünf Bands je Sommer. Ab heute zwei Jahre also noch, dann feiert Sindelfingen rockt sein Zehnjähriges. Dabei gilt es doch, so manchen Brocken zu schlucken. Ungemütlich wird es 2018 mit folgenreichen Lärm-Beschwerden. Und Unmut der Konzertbesucher gibt es, weil die Stadt veranlasst, bei den Konzerten die Lautstärke zurückzufahren.
Am 26. Juni 2019 erteilt die Stadt die Genehmigung für das nächste Event, dagegen reichen Anwohner vor Gericht eine Klage mit aufschiebender Wirkung ein. „Sindelfingen rockt“ findet seitdem am Stadtrand statt, auf dem Hofmeister-Parkplatz. Begleitet von allwöchentlich stattfindenden Demonstrationen auf dem Marktplatz.
Dann folgt auch noch Corona – und bei Johannes Leichtle wie bei jedem Veranstalter der Szene erste ernsthafte Zweifel, ob die Konzerte Zukunft haben. Mit der Rückkehr der Reihe 2021 in sanften Sommerlockerungen, mit Zugangsbeschränkungen auf dem Hofmeister-Parkplatz, einer begleitenden Silent-Disko auf dem Marktplatz und einer Stadt Sindelfingen „die sehr konstruktiv und engagiert geholfen hat, das Format am Laufen zu halten“, so Johannes Leichtle, klingen die Noten wieder harmonischer.
Allerdings: Ganz raus ist die Spannung nie, weshalb es 2022 für die Rückkehr auf den Marktplatz kreative Lösungen gibt. Die Bühne steht seitdem unten auf dem Platz, der Sound verteilt sich über zusätzliche Boxentürme gleichmäßiger und erreicht nicht mehr die Spitzenlast der Zentralbeschallung von der Bühne aus. Deshalb darf es jetzt auch wieder losgehen.
Die Bühne wird am Dienstag aufgebaut. Am späten Mittwochvormittag karrt der Laster die Technik der Robbie-Williams-Tribute-Band „Feel“ aus Kornwestheim an. Ab 18 Uhr geht es los, die Musik spielt etwa ab 18.30 Uhr bis 22 Uhr in drei Sets mit zwei Pausen. Essen und Getränke kann man jetzt auch mit Karte bezahlen, wobei dem Veranstalter Bargeld lieber ist, weil beim konservativen Zahlungsverkehr kürzere Warteschlangen entstehen. Und das Glas ist Geschichte, ab sofort gibt es das Bier im Festival-Becher. „Der Ukraine-Krieg hat den Preis für Glas enorm nach oben getrieben. Jedes kaputte Glas würde uns mehr Geld kosten, als das Pfand wert ist“, sagt Johannes Leichtle. Pfand muss man zur Müllvermeidung aber weiterhin bezahlen.
Der Konzertabend in Sindelfingen endet für die Veranstalter etwa zwei Stunden nach dem letzten Song. Dann werden Licht und Ton eingepackt, der Wanderzirkus zieht zur nächsten Station nach Eislingen. Ist der Kreis geschlossen, rückt die nächste Band mit eigener Technik an. Jede Show ist anders, bei der Musik von Iron Maiden ist das Licht etwas greller, bei Bob Marley bunter und Julia Ivanova alias Tina Turner kommt gar mit elf Musikern auf die Bühne.
Aber wo ist es eigentlich am Schönsten? „Kann man nicht sagen. Das ist, als ob man nach dem schönsten Reiseziel fragt“, sagt Johannes Leichtle. Leonberg feiert auf der Waldlichtung, Eislingen ist unheimlich familiär, Sindelfingen mitten in der Stadt und auch der Geburtsort der Konzertreihe. Jeder Ort hat eben seinen eigenen Charme. Es kann also losgehen.
Alles paletti für Johannes Leichtle, oder zumindest: fast alles. Denn ausgerechnet den Sindelfinger Auftritt der Iron-Maiden-Coverband, mit der er seit vier oder fünf Jahre liebäugelt, wird er wegen eines Paralleltermins verpassen. „Iron Maidnem“, wie sich die Musiker nennen, spielen als einzige der fünf Acts nicht überall. Stattdessen gibt es in Bietigheim die Covershow zu ABBA, die bereits auf dem Hofmeister-Gelände in Sindelfingen zu sehen war, und in Leonberg Partymusik mit dem Radiosender 107,7.