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Noch kein Gedanke ans Aufhören

Qianhong Gotsch schlägt ein neues Kapitel in ihrer Karriere auf

Die 56-jährige Gärtringerin spielt am Samstag erstmals für den SV DJK Kolbermoor in der Tischtennis-Bundesliga.
Von Thomas Holzapfel
Gärtringerin Qianhong Gotsch spielt bei dem Team aus Oberbayern an Position zwei hinter Annett Kaufmann. Bild: photostampe/A

Gärtringerin Qianhong Gotsch spielt bei dem Team aus Oberbayern an Position zwei hinter Annett Kaufmann. Bild: photostampe/A

Bild: photostampe

Tischtennis. Der Tischtennis-Ruhestand darf bei Qianhong Gotsch bekanntlich noch etwas warten, die 56-jährige Gärtringerin entschied sich im Frühjahr zu einem Wechsel zum SV DJK Kolbermoor, deutscher Mannschaftsmeister 2018 und in der vergangenen Saison Teilnehmer am Playoff-Viertelfinale. Dort kam das Aus gegen den TSV Dachau, der an diesem Samstag im Oberbayern-Derby der Auftaktgegner in der neuen Bundesligasaison ist.

Es ist ein neues Kapitel, das Qianhong Gotsch im bereits dicken Wälzer ihrer Tischtenniskarriere nun aufschlägt. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und das neue Umfeld und möchte versuchen, meinen Teil zum Erfolg des Vereins beizutragen“, sagt Gotsch, die mittlerweile auf über drei Jahrzehnte in der Ersten Bundesliga und mehr als 600 gewonnene Einzel zurückblickt. Fünf Jahre spielte sie erfolgreich beim TSV Betzingen, Tischtennisgeschichte schrieb sie aber vor allen Dingen bei der SV Böblingen, die mittlerweile keine Mannschaft mehr im Frauenbetrieb stellt.

Und nun also Kolbermoor. „Eigentlich dachte ich, ich könnte am hinteren Paarkreuz spielen“, sagt die Abwehrspielerin, „aber im Vergleich zu einigen meiner Kameradinnen weise ich eine höhere Zahl im Ranking auf, weshalb ich an Position zwei spiele.“ Die Nummer eins in Kolbermoor ist ihr nicht unbekannt, die 18-jährige Annett Kaufmann gab bereits vor Hongis Entscheidung den Wechsel von Böblingen bekannt. Den beiden Ex-Böblingerinnen stehen nun die Kroatin Hana Arapovic (ehemals ESV Weil), die Ägypterin Dina Meshref (ehemals TSV Langstadt), die frühere Nationalspielerin und mehrfache Team- und Doppel-Europameisterin Kristin Lang (39) sowie die Inderin Swastika Ghosh (21) und Eigengewächs Laura Tiefenbrunner (22) zur Seite.

„Die meisten Teamkolleginnen sind mir von zahlreichen Duellen aus der Vergangenheit nicht unbekannt“, sagt Qianhong Gotsch, „und bei den bisherigen Besuchen in Kolbermoor haben wir uns auch genauer kennengelernt.“ Diese fanden im April statt, wo es letzte Details zu klären gab und im Sommer, als es sich Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo nicht nehmen ließ, die Bundesligamannschaft im Rathaus zu empfangen. SV-Abteilungsleiter und Chefcoach Dr. Michael Fuchs ist sicher, dass sein neu formiertes Team mit den namhaften beiden Topspielerinnen aus Böblingen für ein gesteigertes Interesse in der lokalen Tischtennisszene sorgen dürfte. „Bei uns rechnen einige mit bis zu 400 Zuschauern“, sagt der Multifunktionär vor der Ligapremiere am Samstag.

Die Spielerinnen selbst sind unter der Woche in alle Richtungen verstreut, zu gemeinsamen Trainingseinheiten kommt man allerdings im Vorfeld eines Heimspiels zusammen. Annett Kaufmann und Qianhong Gotsch liegt es fern, allein nur bei den Spielen ihren Beitrag für den neuen Verein zu leisten. „Beides sind Teamplayer und auf Augenhöhe mit dem Umfeld, nicht zuletzt haben sie mit der SV Böblingen einem ebenso familiären Verein die Treue gehalten und waren auch immer nahbar“, sagt Ingo Gotsch.

Bei allen Erfolgen, die Qianhong Gotsch bereits aufweisen kann – Europapokalsieger mit dem TSV Betzingen, Einzel-Europameisterin und Olympia-Viertelfinalistin –, würde der Gewinn eines deutschen Meistertitels die Krönung einer beispiellosen Tischtenniskarriere bedeuten. „Ja, das ist natürlich noch ein unerfüllter Traum“, gibt die 56-Jährige zu, „mit Böblingen und Betzingen habe ich es schon einmal ins Halbfinale geschafft, mit diesem Team in Kolbermoor ist die Chance unterm Strich aber am größten.“