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zu: Kommentar in der SZ/BZ von 20. März und „Der Krieg gegen die Ukraine wird nicht Putins letzter Krieg sein“ von 22. März.

Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst

„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ (K. Adenauer), wird immer mehr zur Grundkultur mancher Politiker, Medien und sonstiger „Experten“.

Von Bernardino Di Croce, Sindelfingen

Fast alle beklagen das Phänomen der Radikalisierung, aber kaum jemand fragt sich, woher das kommt und was durch den Glaubwürdigkeitsverlust der Politik und Institutionen angerichtet wird. Alles wird im Modus, „der Zweck heiligt die Mittel“ debattiert. Spekulationen, Annahmen, Verdächtigungen, Unterstellungen und Interpretationen bilden keine Grundlage für die Findung sachgerechter und vernünftiger Lösungen.
Dennoch schießen sie wie Unkraut aus dem Boden und viele Politiker, Redakteure, Politwissenschaftler und alle diejenigen, die einen Titel tragen, bedienen sich ausgiebig an diesen. Woher will die Person aus dem o. g. Artikel von 22. 03. 2025 so genau wissen, was noch von Putin kommt. Das Paradox liegt aber darin begründet, dass diese „Persönlichkeit“ exakt die gleiche Masche der Angstmacherei wie Putin benutzt, der die Expansionsabsichten nach Osteuropa mit den Aggressionen des Westens auf Russland benutzt. Nämlich Napoleons Russlandfeldzug 1812, Krimkrieg 1853, 1. Weltkrieg 1914 und 2. Weltkrieg 1939.
Er sagt auch: „Wenn Menschen Angst haben (….) dann stärkt das die extremen Ränder links und rechts.“ Klug! Aber warum dann so viel Angst verbreiten mit Verdächtigungen, reicht es nicht, bei den Fakten zu bleiben? Einiges zu den Fakten: US-Staatspräsident Trump (klar kein Musterknabe) will aber, so wie die USA von Biden in Afghanistan, nicht länger milliardenteure Kriegsbeistände leisten, die keine Aussicht auf Erfolg haben, dafür die Weltwirtschaft total destabilisiert, Milliarden verschlingt und Arbeitsplätze und Wohlstand vernichtet.
EU-Länder mit ihren knappen u. ausgetricksten Regierungsmehrheiten und hohen Staatsschulden blähen die Backen auf, ohne dass dabei Pfeiftöne rauskommen. Die Ukrainer riskieren, auch durch die negative Stimmung im Lande, die bedingungslose Kapitulation. Militärdienstpflichtige Ukrainer verlassen massenweise das Land, andere verstecken sich im Lande und viele brechen sich absichtlich irgendwas, damit sie nicht an die Front gehen müssen.
Das, was noch hält, ist dem üppigen Sold für Soldaten an der Front zu verdanken, mit rd. 2500 € im Monat, während das Pro-Kopf-Einkommen der Ukrainer bei 2550 € im Jahr liegt. Mit der Umsetzung des Abkommens „Minsk II“ vom Februar 2015 hätten die Ukrainer, ohne die vielen Toten, das Leiden der Bevölkerung, die Zerstörung und die Verfeuerung von Milliarden, viel mehr gehabt als das, was sie am Ende des Krieges haben werden.
Die deutsche Wirtschaft lahmt im vierten Jahr in Folge bei 0 % Wachstum. Nötig wäre ein Wachstum von 2 bis 3 % jährlich, um den sozialen Standard stabil zu halten. Schuld daran: Hauptsächlich die Unberechenbarkeit, womit Unternehmen Entscheidungen über Investitionen und Zukunftsplanung treffen müssen, sowie überhöhte Kosten für Energie und Rohstoffe.
Schulden lassen sich manchmal nicht vermeiden, aber mehr als 17000 Milliarden (Tendenz steigend) Staatsschulden der EU-Länder grenzt an der Insolvenzlinie vieler EU-Länder. „Willst du Frieden, bereite den Krieg“, ein Slogan der römischen Ära, der bis 1945 nur Kriege produziert hat, wurde rehabilitiert.
Wäre es damit nicht an der Zeit, den Sinn des Friedens zu rehabilitieren, statt im Modus der „Ringeln, ringelrose“ der EU-Politik und anderen, weiterhin unschuldige Menschen sterben zu lassen? Ist das alles nicht schon wirr genug, um mit der Befeuerung der emotionalen Stimmung aufzuhören? Dass niemand am Ast, auf dem er sitzt, sägt, kann man verstehen, aber den eigenen Schlachter selbst wählen, ist schon töricht.

Bernardino Di Croce, Sindelfingen