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New Classical Music Festival beginnt am Freitag

Weltstars, Legenden, Newcomer und die Hanke-Brothers in Sindelfingen

Ein knappes Dutzend Veranstaltungen und Konzerte wartet bei der Premiere des New Classical Music Festivals der Hanke Brothers in Sindelfingen und Böblingen bis zum 27. Oktober auf das Publikum. Am Samstag, 12. Oktober ist das Festival im Z-Druck der SZ/BZ zu Gast.
Von Bernd Heiden

Sindelfingen. Den Start machen die vier Brüder am kommenden Freitag mit ihrem Konzert „Express Yourself“ in der Stadthalle. In den folgenden Tagen und Wochen werden Weltstars wie der Blockflötist Erik Bosgraaf oder aufsteigende Sterne am Musikhimmel wie Bratschist Inoel Ungureanu bis hin zu Pariser Unikaten wie Stummfilmpianist Abel Saint Bris und den Hanke Brothers in verschiedensten Variationen zu erleben sein.

Bei einem Festival, das innovative Formate, Aufbruch zu neuen Stilhorizonten nebst Pflege oder Neuinterpretaion von Klassikern verspricht und mit dem Anspruch auftritt, die verkrusteten Vorstellungen von klassischer Musik zu revolutionieren, mutet eines doch seltsam an: Der Festival-Rhythmus.

Konzert im Z-Druck der SZ/BZ

Denn nach dem groß angelegten Start am Freitag 11. Oktober mit den vier Brüdern David, Lukas, Jonathan und Fabian in der Stadthalle, wo sie sich für einige Stücke mit Streicherensemble und Sprechkünstlerin verstärken und einem Auftritt von Cellist Ivan Turkalj beim Z Druck der SZ/BZ am Samstagvormittag, 12. Oktober, 11 Uhr, geht das Festival nicht in die Vollen zum Wochenende. Es macht erst einmal Pause.

Was daran liegt, dass die Hanke Brothers dieses Jahr zu den großen Gewinnern der Klassik-Szene gehören. Sie haben den Opus Klassik (vormals Echo Klassik) in der Sparte Nachwuchsförderung gewonnen und fahren am Wochenende zur Verleihung nach Berlin. Die Hanke Brothers wird man dabei sehen können. Die zeitversetzte Übertragung zur Preisverleihung kommt im ZDF ab 22.15 Uhr. „Es wird bei der Verleihung ein zwei Minuten langer Film gezeigt, der unsere Arbeit vorstellt“, erzählt David Hanke.

Das New-Classical-Festival selbst geht am Donnerstag, 17. Oktober in der Martinskirche weiter mit Star-Blockflötist Erik Bosgraaf und Jazz-Cello-Legende Ernst Reijseger. David Hanke wird sich zwischendurch mit seinen Blockflöten zu dem Duo gesellen.

Ob Weltstar, Legende oder der Newcomer der Bratschenszene in Deutschland wie Iunel Ungureanu, Preisträger beim ARD-Wettbewerb 2023, alle der im Festival-Rahmen Auftretenden haben irgendwelche persönlichen Beziehungen zu den Hankes. „Das sind gute Freundinnen und Freunde und muskalische Weggefährten vom Studium über gemeinsame Festivalauftritte bis zum ehemaligen Professor“, erzählt David Hanke, der beim niederländischen Top-Flötist Bosgraaf einst studierte.

Die Hanke-Brothers, die ihre Quasi-Geburt als „Boygroup der Klassik“ mit ihrem Konzert „Big Project“ 2017 in der Sindelfinger Stadthalle erlebten, legten mit dem damaligen Konzert auch den Grundstein für das jetzige Festival. 2020 folgt unter Corona-Bedingungen das „Heimspiel“ mit den Hanke-Brothers als Quartett in der Martinskirche, ein Konzertformat das sie anschließend ausbauten und differenzierten.

Neben dem großen Auftritt als Brüderquartett präsentierten sie sich in den folgenden Jahren mit zusätzlichen Konzerten als Individualisten, mit Fabian Hanke und seiner Tuba, der Blockflöte mit David, Lukas mit seiner Bratsche und Jonathan mit dem Klavier im Mittelpunkt. So widerspricht David Hanke nicht, dass das jetzige New Classical Music Festival-Format einer Art Entwicklungslogik der vorangegangenen Konzertformate entspringt, bei der sich abzeichnete, dass ein jeder der Brüder sich auch individueller zeigen will als im Hanke-Brothers-Rahmen. „Die individuelle Entwicklung ist essentiell“, betont David Hanke und meint damit gleichzeitig die Entwicklung des Brüder-Quartetts.

Breiter Stilmix

„Der Gedanke treibt uns schon länger um, das Ganze größer zu machen“, verweist er indes auch auf eine andere Entwicklungslinie, die aus dem extrem breiten Stilrepertoire und -mix der Hanke-Brothers entspringt. „Uns wurde immer, wir haben uns immer gefragt: Was macht ihr denn für Musik“, erzählt David Hanke. Um darauf eine Antwort zu geben, habe man eine passende Schublade gesucht und schließlich mit dem Namen „New Classical Music“ gefunden. Diese in den USA anders als hierzulande bereits sehr verbreitete Bezeichnung „New Classical“ sei als Schublade auch groß genug, um Freiheiten zu gestatten.

Der nächste Schritt sei dann gewesen, sich zu überlegen, was konzeptuell dahinter stecke. Konzeptuell stehe so weniger wie in der traditionellen Klassik die Interpretation alter oder auch jüngerer Werke im Vordergrund sondern die Frage, wie Menschen bewegt werden können. Wesentlich sei dabei das Konzerterlebnis auf der Bühne. „Wir erleben auf der Bühne besondere Momente. Dieser Moment muss gerettet werden“, erzählt David Hanke zur Heranreifung des New-Classical-Festival-Gedankens. Am Ende sei man zum Gedanken des Transfers gelangt. „Was hat das mit uns, hier und jetzt zu tun“, das soll, so David Hanke, bei den Konzerten erlebbar werden.

Dabei würden sie selbst weder ihre Klassik-Wurzeln verleugnen, noch die Tradition unter den Tisch fallen. In den Programmen tauchen nebenbei so auch vertraute Namen von Johann Sebastian Bach bis Schostakowitsch auf. Da verweist David Hanke aber darauf, dass die großen Meister, die die heutigen Klassiker in der Vergangenheit komponierten, ihrer Zeit stets voraus waren und nach Neuem suchten, frei nach dem Motto alles Klassische war einmal modern im Sinn von neu. Genau darum gehe es beim Festival, erklärt David Hanke und merkt an, dass dies alles ohne den von den Brüdern gegründeten Verein Brothers for Music e.V. nicht möglich wäre. Genau die Gründung und Arbeit dieses Vereins hat den Brüdern im übrigen den Opus Klassik-Preis eingebracht.

Programmübersicht

Eröffnungskonzert „Express Yourself“ mit den Hanke Brothers & Friends, Freitag, 11. Oktober, Stadthalle Sindelfingen, 18 Uhr

„Alles Cello“ mit Cellist Ivan Turkalj und Gespräch zur Konzertmitte mit u.a. David Hanke zur Bedeutung des Ausdrucks ‚New Classical Music‘, Samstag, 12. Oktober, Z-Druck (SZ/BZ), Böblinger Straße 70, Sindelfingen, 11 Uhr

„Duo ‚Theoretically Blonde‘“ mit Erik Bosgraaf (Blockflöte) und Ernst Reijseger (Cello) mit Gastauftritt von David Hanke (Blockflöte), Donnerstag, 17. Oktober, Martinskirche Sindelfingen, 19 Uhr

„Transformation Of Hearts“, Trio J A M mit Pianist Jonathan Hanke, Alice Compagnon (Violine) und Maria Quing Sigridardottir (Cello), Freitag, 18. Oktober, Martinskirche Sindelfingen, 19 Uhr

„Oui Oui Baguette Po Polsku“ mit Kaja Wiostowska (Marimba) und Abel Saint Bris (Klavier), Samstag, 19. Oktober, Odeon der SMTT Sindelfingen, 16 Uhr

„Sunrise – Lied von zwei Menschen“, Pianist Abel Saint Bris begleitet den berühmten Murnau-Stummfilm „Sonnenaufgang – Liedd von zwei Menschen“ von 1927, Samstag, 19. Oktober, Odeon der SMTT, 20.30 Uhr

„Kinderkonzert: Musikalische Zeitreise“ mit den Hanke Brothers (Altersempfehlung 5-12 Jahre), Sonntag, 20. Oktober, Odeon der SMTT, 11 Uhr

„Borsch4Breakfast“, Ionel Ungureanu (Bratsche), Henrik Dewes (Gitarre), Christoph Rehorst (Kontrabass) und Ratko Pavlovic (Akkordeon) spielen Musik zwischen contemporary classical und Balkan-Jazz mit den Hanke-Brothers als special guests, Samstag, 26. Oktober, Stadtkirche Böblingen, 19.30 Uhr

„Hanke Brothers Academy – Violissimo. Bratschenpower, was denn sonst?“, Workshop und Probentag für Bratschenspieler jeglichen Alters und Spielniveaus am Samstag, 26. Oktober, Stiftshof Sindelfingen, 10-17 Uhr

Konzert der Violissimo-Academy vom Vortag mit den Bratschisten Lukas Hanke und Ionel Ungureanu und vielen weiteren, Sonntag, 27. Oktober, Odeon der SMTT, 11 Uhr

Festival-Abschlusskonzert „Tuba or not to be“ mit Fabian Hanke (Tuba), Maria Lebed (Klavier), Jonathan Hanke (Klavier), Nico Ellinger (Schlagzeug) und den Hanke Brothers, Sonntag, 27. Oktober, Sparkassenforum Böblingen, 17 Uhr

Tickets bei Reservix-Vorverkaufsstellen oder unter www.reservix.de und an der Abendkasse.

Infos zu Festivalpässen für 10 oder 5 Konzerte unter www.newclassicalmusic.de