Vorsätze fürs neue Jahr: Sinnvoll oder überflüssig?
Kreis Böblingen. Neujahrsvorsätze – brauchen wir das? Aber ja doch, findet Redakteur Roman Steiner, ohne wird es nichts.
Nein, sagt SZ/BZ-Redaktionsleiter Tim Schweiker, denn man setzt sich damit meistens nur selbst unter Druck.
Pro
Ganz unter uns Pfarrerstöchtern: Es müssen nicht Vorsätze fürs neue Jahr sein. Man kann sich auch an allen anderen 364 Tagen etwas Vornehmen, und es an den restlichen 363 Tagen umsetzen. Man kann sich zum Beispiel vornehmen, mit dem Rauchen aufzuhören. Kann klappen. Schon seit fast 23 Jahren. Doch, ist wahr.
Und trotzdem: Neues Spiel, neues Glück - da hilft so ein Fixpunkt wie der Jahreswechsel durchaus. Es ist nun mal ein Schritt in etwas Neues, etwas Unbekanntes. Ein Schritt heraus aus etwas Altem, zur Genüge Bekanntem. Es gibt die Zeit vorher und die Zeit nachher.
Es ist eine Chance, die es zu nutzen gilt, und so ein Jahreswechsel ist ein prima Anlass dafür. Freilich kommt es auf die richtige Motivation an. Das kennt jeder: Wenn es mal (wieder) nicht geklappt hat mit dem edlen Vorhaben, war eigentlich immer die Motivation eher wischiwaschi, um mit Charlie Brown zu reden.
Um zum Exempel mit dem Rauchen zurückzukommen: Es bringt erfahrungsgemäß wenig, sich zu sagen „Ich sollte mal aufhören“. Zielführender ist es eher zu sagen „Ich will nicht mehr rauchen. Nicht mehr husten, nicht mehr gelbe Finger“ und so weiter.
Wie gesagt, es muss nicht zwingend der Jahreswechsel sein. Aber es könnte. Wann auch immer: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Contra
Jetzt mal ehrlich: Welchen Neujahrsvorsatz haben Sie jemals konsequent umgesetzt? Mehr Sport, weniger Süßes oder Alkohol. Alles gut und sinnvoll. Aber noch längst nicht deshalb Realität, nur weil man es sich zum Jahreswechsel vornimmt.
Gute Vorsätze sind nicht per se schlecht. Nur der Druck, den man sich damit selbst macht, ist es. Mit dem Beginn eines neuen Jahres , sind traditionell viele Erwartungen verknüpft. Wir haben den nachvollziehbaren Wunsch, dass das, was nicht so gut lief, besser wird. Das ist nachvollziehbar. Aber das Gelingen vieler Vorhaben hängt nun mal nicht nur von uns alleine ab. Sondern manchmal von Umständen, auf die wir gar keinen Einfluss haben. Das zu akzeptieren, hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit Gelassenheit.
Natürlich ist es sinnvoll, nicht alles dem Zufall zu überlassen, sich zu strukturieren und klare Prioritäten zu setzen. Aber ginge das nicht besser ohne Druck und das zwangsläufige schlechte Gewissen, wenn man doch nicht alles schafft?
Wie wäre es denn mit Vorfreude statt mit Vorsätzen? Ich freue mich darauf, mich 2025 mit Freunden zu treffen, gute Bücher zu lesen, schöne Konzerte zu erleben, die Natur zu genießen, Zeit mit der Familie zu verbringen. Auf spannende Themen und interessante Menschen. Und darauf, dass nicht alles planbar ist.