Menü
Der Sport braucht mehr Wertschätzung

Szenenapplaus ist nicht laut genug

Menschen erleben spielerisch Erfolgserlebnisse, messen sich im Wettkampf, knüpfen Kontakte, schärfen Sinne und Selbstbewusstsein, erfahren Wertschätzung, üben sich in Disziplin, verkraften und lernen aus Niederlagen, schöpfen Mut, verabreden sich und erscheinen pünktlich.

Von Jürgen Wegner
Sport verbindet.

Sport verbindet.

Bild: Robert Kneschke - Adobe Stock

Der Kommentar. Der Sport macht es mal wieder vor. Dieses Mal sind es die Handballer der HSG Schönbuch, die nicht nur Wortblasen über Inklusion rauspusten, sondern mit einem konkreten Projekt ansetzen. Die Schönbuch-Füchse schaffen Kindern mit Behinderung Zugang zum Training.

Die Kinder erleben spielerisch Erfolgserlebnisse, messen sich im Wettkampf, knüpfen Kontakte, schärfen Sinne und Selbstbewusstsein, erfahren Wertschätzung, üben sich in Disziplin, verkraften und lernen aus Niederlagen, schöpfen Mut, verabreden sich und erscheinen pünktlich. Wunderbar.

Diese Werte gelten übrigens nicht nur für den inklusiven Bereich, sondern sind kräftige Argumente für den Sport schlechthin – die aber nicht genug Gehör finden. Ein Ministerium, das Strategien entwickelt, die den Sport fördern und das Ehrenamt stärken? Fehlanzeige. Geld für Präventionsangebote wird gestrichen und landet in medizinischen Vorsorgetöpfen nach dem Motto: Salbe statt Sportschuh. Dann wird kuriert, wo vielleicht gar keine Krankheit entstanden wäre.

Oder die Schule: Ein Schulfach, das für ein späteres, möglichst gesundes, positives und selbstbewusstes Leben so wichtig ist wie kaum ein anderes, wird auf das Mindestmaß gestutzt. Der Sportunterricht wird als erstes gestrichen und am häufigsten fachfremd unterrichtet. Bei der Rückkehr zu G9 an Gymnasien werden die Sportstunden aus den bisher acht Jahren auf neun Jahre verteilt. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche machen noch weniger Sport als vorher. Dafür geht die Schule länger, was es Vereinen schwer macht. Das ist der komplett falsche Weg.

Und der Sport? Macht munter weiter, lässt sich nicht unterkriegen, stemmt fleißig Angebote und kämpft um Ehrenamtliche. Dafür gibt es verdienten Szenenapplaus. Der ist aber leider nicht laut genug, damit Menschen an den entscheidenden Stellen aufwachen.

juergen.wegner@szbz.de