Schlimm, wie weit es gekommen ist
Ein paar Farben auf grauem Asphalt, dazu die Botschaft „jeder Mensch ist bei uns gleich“: Mehr braucht es also nicht, um einen Shitstorm auszulösen. Und das scheint mittlerweile ganz normal.
Normal. Auch so ein Wort. Wer nimmt sich das Recht, zu entscheiden, was normal ist und was nicht? In der scheinbar gesetzesfreien Welt der immer öfter asozialen Medien sind es offensichtlich eine ganze Menge an Menschen, die zwischen Schwarz und Weiß nichts zulassen. Das brüllen sie plump und dumpf heraus und bezeichnen alles andere als gegen die Natur, obwohl gerade diese die buntesten Farben malt.
Egal auf welchem Feld, es gibt eine Menge Spielraum zwischen den Extremen. So, wie es nicht nur streng religiös und atheistisch gibt, sondern genügend Menschen, die ihre Definition von Glauben ausleben. Es gibt nicht nur riegelblöd und Superhirn, sondern auch Piloten, die kein Loch in die Wand bohren können. Es gibt Fans und Ultras und Fußballfreunde. Warum also dieser Aufschrei, hier am Beispiel eines Regenbogen-Zebrastreifen vor einer Sindelfinger Mercedes-Kantine? Es ist in Ordnung, sich zu nerven, vermeintlich „dauernd“ vom vermeintlich „immer gleichen Thema“ ständig „belästigt“ zu werden. Im Sinne von: Ja, okay, ich hab‘s verstanden, und jetzt lass gut sein. Auch darin sind sicher viele böse Emojis begründet. Im Sinne der Vielfalt muss auch das erlaubt sein. Die Masse, die sich aber mitreißen lässt, zum großen Teil auch von gesichtslosen Bots, zeigt jedoch: Offensichtlich braucht es offene Bekenntnisse wie bunte Banner.
Nochmal: „Jeder Mensch ist bei uns gleich“ ist hier der Satz, der Empörung hervorruft. Mitschreier erheben sich und maßen sich an zu entscheiden, wer mehr oder weniger Wert ist. Klar ist: Wer zwischen Meinung und Hetze nicht trennt, der spaltet. Nicht trennen, aber spalten, es ist verrückt. Und eine Gesellschaft zu spalten ist der erste Schritt, sie kaputt zu machen. Es ist schlimm, wie weit es gekommen ist und es ist höchste Zeit, damit aufzuhören. Es reicht