Judoka Aylin Mill ist Deutsche Meisterin
Judo. Im vierten Anlauf hat es geklappt. Aylin Mill von der Judoabteilung des VfL Sindelfingen holt sich bei der Deutschen Judomeisterschaft in der Scharrena in Stuttgart den Titel in der Gewichtsklasse über 78 Kilogramm. Im Finale schlug sie die Bottroperin Mia Wien. Damit hat sich die 29-jährige Kommunikationsdesignerin im vierten Anlauf ihren sportlichen Traum erfüllt, einmal ganz oben auf dem Siegerpodest der deutschen Einzelmeisterschaften zu stehen. 2020 stand sie als Dritte der deutschen Meisterschaften das erste Mal auf dem Podest, dem folgte ein fünfter Platz, dann im letzten Jahr die Vizemeisterschaft und jetzt folgte als Krönung ihrer bisherigen sportlichen Laufbahn der Titel einer deutschen Meisterin.
Aylin Mill startete nach einem Freilos mit dem Kampf gegen die Erkelenzerin Lena Grzesiek und sicherte sich mit einem Innenschenkelwurf den ersten Sieg. Dem folgte im Viertelfinale die Begegnung mit Alison Bauer von der SG Eltmann, die von der Sindelfingerin ebenfalls mit einem Innenschenkelwurf – für den es eine große Wertung gab – geworfen wurde. Danach kassierten beide Kämpferinnen jeweils zwei Strafen für Passivität und den letzten Ausschlag zum vorzeitigen Sieg von Aylin Mill gab die dritte Strafe für Bauer, die damit disqualifiziert war. Spannend dann der Kampf um den Einzug ins Finale gegen die Erfurterin Maxime Brausewetter: Keine der beiden Kontrahentinnen konnte punkten, doch dann in der dritten Minute des Kampfes ging die Erfurterin mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Sie hatte sich ohne Fremdeinwirkung das Knie verdreht, musste verletzungsbedingt aufgeben und so der Sindelfingerin den Einzug ins Finale überlassen.
In diesem Finale stand Aylin Mill Mia Wien gegenüber, einer Gegnerin, gegen die sie unlängst bei den jüngsten Deutschen Hochschulmeisterschaften auf der Matte stand. „Ich hab damals verloren“, sagte sie vor dem Kampf, „aber heute ist sie fällig“. Was leichter gesagt als getan war, denn die beiden Kontrahentinnen gingen vorsichtig zu Werke: gegenseitiges Abtasten, wenig Wurfansätze. Aylin Mill musste sogar zwei Passivitätsstrafen hinnehmen. In der Verlängerung gab es dann eine Passivitätsstrafe für die Bottroperin, der bald eine zweite folgte. Und da bei einer dritten Strafe das vorzeitige Aus droht, mussten beide Kämpferinnen besonders vorsichtig sein. Taktik sowie Nervenstärke bestimmten in dieser Phase das Geschehen: Sind sie zu passiv, oder wenden sie eine verbotene Technik an, droht die dritte Strafe und das Aus. Geschickt konterte die Sindelfingerin die wenigen schwachen Wurfansätze ihrer Gegnerin, setzte selbst zu Würfen an. Und dann geschah es: Die Bottroperin zeigte Nerven, wollte die Entscheidung, setzte zu einem Schulterwurf an, zog ihre Gegnerin zuvor verbotenerweise mit beiden Händen nach unten – und kassierte die dritte Strafe. Das war für sie das Aus und sie musste der überglücklichen Aylin Mill den Sieg und die Meisterschaft überlassen.
Meike Wegner vom VfL Sindelfingen hatte es in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm bis in die Trostrunde geschafft, war dort aber im zweiten Kampf unterlegen und landete auf Platz sieben.