Ehningen: Fachberaterinnen unterstützen die Pädagogen
Künftig werden den Pädagoginnen und Pädagogen in Ehningen zwei Fachberaterinnen zur Seite gestellt. Durch eine Erhöhung der Verfügungszeit und eine Digitalisierung der Kitas soll die pädagogische Arbeit und Betreuung weiter verbessert werden.
Mitte des Jahres 2021 war der kritische Punkt erreicht: „In unseren Betreuungseinrichtungen lief es nicht optimal“, bekennt Bürgermeister Lukas Rosengrün. „Gerade rund um die Pandemie musste das Betreuungsteam in erheblichem Maße Extra-Meilen gehen, um alle Aufgaben regelkonform und kindgerecht zu erbringen.“ Während die Kleinkindbetreuung boomt und die Einrichtungen eine zentrale Funktion in der Entwicklung der Kinder übernehmen sollen, fühlten sich die dafür zuständigen pädagogischen Fachkräfte oft am Limit und mit ihren Sorgen nicht ernstgenommen – auch in Ehningen. Diese brisante Mischung hatte nicht zuletzt auch aufgrund einiger Personalabgänge das Bewusstsein bei der Gemeinde geschärft, das nachgebessert werden muss.
Blick auf die Realität
Ein ungetrübter Blick auf die Realität in den Ehninger Betreuungseinrichtungen sorgte dafür, dass Bürgermeister Lukas Rosengrün und Hauptamtsleiter Benjamin Finis dem Verwaltungsausschuss eine zentrale Weichenstellung vorschlugen: Die bisher halbe Stelle der pädagogischen Fachberatung sollte um eine Vollzeitstelle erweitert werden. So sollte den Einrichtungsleitungen und den über 150 Beschäftigten in den Betreuungsteams eine optimale Begleitung ermöglicht werden. Die Ausschussmitglieder folgten diesen Ausführungen und stellten mit Andrea Stierle (100 Prozent) und Julia Mörk (50 Prozent) zwei Frauen vom Fach ein.
„Die Einrichtungen sind längst nicht mehr Aufbewahrungsort, sondern prägen in einer zentralen Lebensphase Werte und schaffen Grundlagen für die Persönlichkeitsentwicklung“, erklärt Stierle, die sich im Sommer intern als langjährige Einrichtungsleitung erfolgreich auf die Stelle der Fachberatung beworben hatte, „Wir wollen unser pädagogisches Personal darin unterstützen, ihre Rolle bestmöglich auszufüllen und auch Herausforderungen gemeinsam zu reflektieren.“
Angetan von der Idee, mit einer Kollegin gemeinsam die Rolle als Fachberatung auszufüllen war auch die Kindheitspädagogin Julia Mörk, die über zehn Jahre bei einem freien Träger als Einrichtungsleitung gearbeitet hat: „Ich glaube, dass es ein sehr wichtiges Zeichen des Trägers ist, die Funktion der pädagogischen Fachberatung auszubauen“, denn „wir Pädagogen wollen pädagogisch arbeiten und nicht nur Mangel verwalten.“ Komplettiert wird das Team von Ivonne Weiner, welche seit Dezember als Sachbearbeiterin im Hintergrund die Verwaltungstätigkeiten ausführt.
Weitere Reformprozesse eingeleitet
Bereits vor der Neuaufstellung der pädagogischen Fachberatung hatte die Ehninger Verwaltungsspitze eine Untersuchung zur Bindung und Gewinnung von pädagogischen Fachkräften initiiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind für die Gemeinde schon jetzt ein großer Gewinn. „Wir haben uns bei unseren Beschäftigten umgehört, auf welche Aspekte ihrer Arbeit sie besonderen Wert legen“, erklärt Finis, „So wissen wir nun, wie wir die Voraussetzungen schaffen können, dass sich unser pädagogisches Personal hier wohlfühlen und mit seiner Aufgabe identifizieren kann“.
Die politische Agenda im Kita-Bereich ist somit für die kommenden Monate vorgezeichnet: „Dem pädagogischen Personal ist eine Erhöhung der Verfügungszeit am wichtigsten“, weiß Stierle, „darunter fallen zum Beispiel die Vor- und Nachbereitungszeit sowie Bildungsdokumentation als auch der Austausch mit den Eltern.“ Der Verwaltungsausschuss befasst sich bereits mit diesem Thema und strebt die Einstellung von weiterem Personal an, damit der Anteil der Verfügungszeit als Zielgröße auf 20 Prozent angehoben werden kann. Bereits in diesem Quartal konnten sieben neue pädagogische Fachkräfte für die Arbeit in Ehningen gewonnen werden. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das keine Selbstverständlichkeit.
Bürgermeister Rosengrün hat nicht zuletzt die Digitalisierung in den Kitas ganz oben auf die Agenda gesetzt: „Von der Anmeldung, über die Verwaltung und Elternkommunikation gibt es ganzheitliche Lösungen am Markt, die das Personal entlasten und auch den Alltag der Eltern vereinfachen.“ Das kommende Jahr soll daher genutzt werden, um sich in Verwaltung und Gemeinderat mit den digitalen Möglichkeiten des pädagogischen Betriebes auseinanderzusetzen und erste Anschaffungen zu beschließen. „Die Gemeinde hat viel vor“, blicken die beiden neuen Fachberaterinnen daher zuversichtlich auf die kommenden Monate. „Wir können viele Projekte anpacken und ausgestalten. Als Pädagoginnen freuen wir uns einfach darauf.“