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1,8 Millionen sind in Deutschland betroffen

Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken, ist rückläufig im Kreis Böblingen

Der AOK-Geschäftsführer Sven Busch fordert von der neuen Bundesregierung eine unfassende Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung.
Von Peter Maier
Neben dem Gedächtnis können auch Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen bei einer Demenz-Erkrankung beeinträchtigt sein. Bild: z

Neben dem Gedächtnis können auch Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen bei einer Demenz-Erkrankung beeinträchtigt sein. Bild: z

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Kreis Böblingen. „Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Persönlichkeit und das tägliche Leben der Betroffenen sowie derer Angehörigen beeinflusst“, sagt AOK-Geschäftsführer Sven Busch. Erfreulicherweise ist die Anzahl der Menschen, die im Landkreis Böblingen an Demenz erkrankt sind, rückläufig. Doch die Pflege – auch von Demenzpatienten – steht vor enormen Herausforderungen. Der Geschäftsführer fordert daher von der neuen Bundesregierung eine umfassende Struktur- und Finanzreform der Sozialen Pflegeversicherung.

In Deutschland waren Ende 2023 circa 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Im gleichen Jahr zählte die AOK in Baden-Württemberg rund 80 000 Versicherte, die wegen einer Demenz in Behandlung waren. Verglichen mit den Vorjahren (2019 bis 2023) ist die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) bei den AOK-Versicherten im Land um 4,08 Prozent jährlich gesunken.

Ab 70 verdoppeln sich die Zahlen

Wirft man einen Blick auf den Landkreis Böblingen, so nahm die Anzahl der betroffenen Versicherten mit einer Demenzerkrankung seit 2019, von 3333 auf 3016 im Jahr 2023, ab. Damit ist die Krankheitsprävalenz im Landkreis um 3,5 Prozent gesunken und liegt unter dem landesweiten Wert (4,08 Prozent). Im Jahr 2023 waren unter den AOK-Versicherten im Landkreis 1827 Frauen an Demenz erkrankt. Damit waren Frauen häufiger betroffen als Männer (1189).

Vier Jahre zuvor lebten noch 2036 Frauen und 1297 Männer mit der Diagnose Demenz im Landkreis Böblingen (2019). Die Auswertungen der Krankenkasse zeigen auch, dass sich ab einem Alter von 70 Jahren die Fallzahlen stetig fast verdoppeln. In der Altersgruppe der Hochbetagten ist jede vierte Frau und jeder fünfte Mann an Demenz erkrankt.

„Von Demenz wird gesprochen, wenn Betroffene seit mindestens sechs Monaten unter einer Gedächtnisstörung kombiniert mit der Beeinträchtigung mindestens einer weiteren Hirnleistung leiden, die zu deutlichen Störungen im Alltagsleben führt“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Baden-Württemberg und ergänzt: „Demenz ist der Oberbegriff für unterschiedliche Krankheiten, von denen Morbus Alzheimer die bekannteste und mit 75 Prozent aller Erkrankungen auch die häufigste ist“.

Neben dem Gedächtnis können auch Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen beeinträchtigt sein. Begleitet werden diese Einschränkungen häufig auch von Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen. „Hinzu kommt, dass die Fähigkeit, sich im Alltag selbst zu versorgen, zunehmend eingeschränkt ist“, so die AOK-Ärztin weiter.

Weil sich vorbeugende Maßnahmen und eine Behandlung im Frühstadium der Erkrankung positiv auf den Verlauf und die Lebensqualität der Betroffenen auswirken können, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Für viele Betroffene bedeutet ein früher Beginn der Behandlung, dass ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit länger erhalten bleiben. „Insbesondere regelmäßige körperliche Bewegung, aber auch ein geistig aktives Leben mit der Pflege sozialer Kontakte kann Demenz vorbeugen“, rät Dr. Alexandra Isaksson. Angesichts der Folgen des demografischen Wandels und einer bereits jetzt bestehenden milliardenschweren Finanzierungslücke steht auch die Soziale Pflegeversicherung (SPV) – und damit auch die Pflege von Demenzkranken – vor enormen, finanziellen Herausforderungen. „Kurzfristig gedachte Reformen sind nicht zielführend. Stattdessen bedarf es einer umfassenden Struktur- und Finanzreform“, so Sven Busch und appelliert: „Die Finanzierung der SPV muss langfristig stabilisiert werden und gehört damit zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Bundesregierung.“