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Lucky Punch in der 90. Minute

Der Fußball-Abend auf dem fast leeren Sindelfinger Wettbachplatz

Das regnerische Wetter lockt nur wenige Fans zum Public Viewing nach draußen. Sie sehen einen 2:1-Sieg der Engländer gegen die Niederlande.
Von Philipp Hamann

Fußball-EM 2024. Was hat der Sindelfinger Wettbachplatz nicht für tolle Fußballabende in den letzten knapp vier Wochen erlebt. Immer wenn die deutsche Mannschaft spielte, war der Platz schon weit vor dem Anpfiff mit 2500 Fans voll belegt. Aber auch bei den EM-Auftritten von Italien, Kroatien, Portugal und der Türkei waren viele Fans im Trikot auf dem Wettbachplatz. Diese Mannschaften sind längst schon wieder zu Hause und die Trikots im Schrank. Und heute spielen die Niederlande und England um das Finale gegen die Überflieger aus Spanien.

Das Team des umstrittenen englischen Trainers Gareth Southgate hat sich in dieses Halbfinale gequält. In den Gruppenspielen reichten zwei Tore für Platz eins. Im Achtelfinale gegen die Slowakei siegten die Three Lions erst nach Verlängerung und gegen die Schweiz sogar erst nach Elfmeterschießen. Souverän ist anders. Gegner Niederlande kam gar nur als Gruppendritter weiter. Wie wollen diese beiden Nationen den Spaniern das Wasser reichen?

Apropos Wasser. Knapp drei Stunden vor Spielbeginn ziehen dunkle Wolken über Sindelfingen auf. Kurz vor Anpfiff beginnt es auf dem Wettbachplatz zu regnen. Es wird aber keiner nass. Die wenigen Fans passen alle unter die Schirme. Bis auf die drei Niederländer Victor van Derten, Kevin Emi und Matthys Klaassen. Die brauchen keinen Schirm. „Wir sind zum Arbeiten in Sindelfingen und schlafen hier in einem Hotel. Bei diesem Spiel müssen wir hier dabei sein“, sagt Victor van Derten, der auf einen 3:1-Sieg seiner Holländer tippt. Es geht auch gleich gut los für die Elftal. Xavi trifft aus 18 Metern zur 1:0-Führung.

Doch lange hält der Vorsprung nicht. Nach einem Foul von Denzel Dumfries an Englands Harry Kane meldet sich der Kölner Keller. Es gibt Elfmeter nach Videobeweis. Harry Kane verwandelt sicher zum 1:1.Sehr zur Freude von Loisy Olavarria. Die Engländerin, die aus London stammt und mit Mann und Kindern in Sindelfingen wohnt, hat eine kleine Fahne dabei. Die wird auch fleißig geschwenkt. „Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für England“, sagt Loisy Olavarria.

Zur Pause steht es 1:1 und der Regen lässt nach. Um 22.04 Uhr pfeift der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer die zweite Halbzeit an. Die Niederlande wechselt. Für den Dortmunder Donyell Malen kommt der Ex-Wolfsburger Wout Weghorst. In Dortmund läuft es auf eine Verlängerung raus und in Sindelfingen setzt starker Regen ein. Dieses Halbfinale ist auf dem Wettbachplatz nur was für die hartgesottenen Fußballfans. Bei schönem Wetter kann ja jeder. In Dortmund läuft die 90. Minute. Die Engländer haben Erfahrung mit Verlängerungen bei dieser EM. Doch den Three Lions gelingt noch der Lucky Punch. Das 2:1. Loisy Olavarria liegt mit ihrem Tip genau richtig. Die drei Niederländer ziehen sich dagegen zurück in ihr Sindelfinger Hotel. Es wird nichts mit dem zweiten EM-Titel für die Elftal nach 1988 im Münchner Olympiastadion. England kann dagegen am Sonntag in Berlin zum ersten Mal Europameister. Es wäre der erste internationale Titel außerhalb der britischen Insel. Loisy Olavarria ist am Sonntag wieder auf dem Wettbachplatz.