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zu: Sindelfinger OB Dr. Bernd Vöhringer sagt Teilnahme am Fastenbrechen ab. (SZ/BZ vom 26. März)

Das falsche Zeichen

Ich war beim Iftar anwesend - als Bürger meiner Heimatstadt, Fraktionsvorsitzender einer Gemeinderatsfraktion und OB-Kandidat für Sindelfingen.

Von Maximilian Reinhardt, Darmsheim

Um es vorab klar zu sagen: Zur türkischen Innenpolitik habe ich als Kommunalpolitiker und Freund der Freiheit persönlich eine klare Auffassung - wenn ein gewählter Bürgermeister verhaftet und abgesetzt wird, irritiert mich das und macht mich betroffen.
Ich bin aber davon überzeugt, dass Integration vor Ort nicht symbolischen Boykott einer Veranstaltung, sondern durch gemeinschaftliches Feiern von Festlichkeiten gelingt. Iftar ist genau das: ein Ort der Begegnung, der zeigt, dass muslimisch sein und deutsch sein, Sindelfinger sein, sich nicht ausschließen müssen. Wir dürfen 2.000 in Sindelfingen lebende Menschen muslimischen Glaubens, die am Sonntag teilnahmen, nicht in Kollektivhaftung für die Handlungen der türkischen Regierung nehmen.
Das Iftar am Marktplatz ist nämlich keine Veranstaltung der türkischen Regierung – es ist eine von Sindelfinger Bürgern im Ehrenamt organisierte und finanzierte Veranstaltung. Und als solche ein Zeichen dafür, dass Mehrfachidentitäten (Sindelfinger - Muslim - türkische Herkunft) möglich und willkommen sind. Dass Menschen mit türkischer Abstammung selbstverständlich Teil unserer Stadtgesellschaft sind. Dass wir Integration nicht an den zu recht zu kritisierenden Taten anderer Staaten messen, sondern an unserem eigenen Anspruch auf Zusammenhalt.
Wer absagt, setzt ein Zeichen – aber in meinen Augen leider das falsche. Denn statt Menschen muslimischen Glaubens Raum zur Zugehörigkeit zu bieten, rückt man sie generell in die Nähe eines autoritären Regimes. Das halte ich für falsch.
Ich war da, weil ich will, dass diese Stadt ein Ort bleibt, an dem Herkunft nicht gegen Heimat ausgespielt wird.

Maximilian Reinhardt, Darmsheim, OB-Kandidat in Sindelfingen