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Drei Matchbälle reichen nicht zum Finale

Annett Kaufmann: „Solche Spiele sind natürlich extremst bitter“

Die 18-Jährige Böblingerin gewinnt bei der Tischtennis-EM im österreichischen Linz die Bronzemedaille im Mixed-Wettbewerb.
Von Thomas Holzapfel
Annett Kaufmann spielte bei der EM innerhalb von acht Stunden in drei Wettbewerben. Bild: Eibner

Annett Kaufmann spielte bei der EM innerhalb von acht Stunden in drei Wettbewerben. Bild: Eibner

Bild: Eibner

Tischtennis. Mit vier Medaillen, einmal Silber und dreimal Bronze, kehrten die deutschen Tischtennis-Asse von den Europameisterschaften in Linz zurück. Wenngleich es auch diverse Momente der Enttäuschung gab, dürfte am Ende bei der 18-jährigen Annett Kaufmann dennoch die Freude über den Gewinn der Bronzemedaille im Mixed überwiegen.

Die im Einzelsport weiter für die SV Böblingen spielende Annett Kaufmann fokussiert sich nach absolviertem Abitur (Note 2,0) in den kommenden ein bis zwei Jahren voll und ganz auf den Tischtennissport. In ihren Jugendjahren bereits reichlich mit Medaillen und Titeln dekoriert, veränderte sich die Welt für die junge Bietigheimerin zuletzt bei den Olympischen Spielen in Paris. Dort verletzte sich eine Teamkollegin, Kaufmann wurde nachnominiert und führte mit grandiosen Auftritten das deutsche Team auf Platz vier. Seit Paris habe sie rund 35 000 Follower mehr auf ihrem Instagram-Account, sagte die 18-Jährige unlängst.

Nunmehr ging Annett Kaufmann in Linz erstmals nicht mehr als krasse Außenseiterin ins Rennen, der Name hat mittlerweile bei der internationalen Konkurrenz sportliches Gewicht. Im Mixed-Wettbewerb spielte sie erstmals mit Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), im Vorfeld der Europameisterschaften hatten sie lediglich 20 Minuten gemeinsame Trainingszeit. Nach zwei Siegen in der Qualifikation und der ersten Hauptrunde ließ das neuformierte Duo im Achtelfinale mit einem Erfolg über das an Nummer zwei gesetzte rumänische Doppel Bernadette Szocs/Ovidiu Ionescu (3:1) aufhorchen, noch am selben Tag gelang der zweite Coup mit einem 3:0-Erfolg über die Briten Anna Hursey/Liam Pitchford (13:11, 11:8, 12:10). Im dritten Satz glänzte Annett Kaufmann mit großer Nervenstärke – und überraschte sogar Partner „Franz“. „Wir lagen 1:7 zurück und Annett meinte: Den Satz holen wir noch. Und ich habe ihr geglaubt“, sagte der Doppel-Europameister von 2016. Bronze war sicher.

Drei Matchbälle vergeben

Drama pur dann im Halbfinale: Im Entscheidungssatz vergaben die beiden Deutschen gegen die Lokalmatadoren Sofia Polcanova/Robert Gardos drei Matchbälle, mussten sich nach einem spektakulären Krimi auf hohem Niveau mit 8:11, 12:10, 14:12, 9:11 und 14:16 geschlagen geben. „Der Gewinn der Bronzemedaille tröstet gerade nicht so, solche Spiele sind natürlich extremst bitter“, meinte Annett Kaufmann, die kurz zuvor auch im Doppel mit ihrer Nationalmannschaftskollegin Nina Mittelham ausgeschieden war.

Wie im Mixed traf Annett Kaufmann auch im Einzel auf die befreundete Bernadette Szocs, die als Topgesetzte allerdings auch alles andere als eine leichte Zweitrundenaufgabe darstellte. Die Rumänin gewann glatt in vier Sätzen mit 11:8, 11:2, 11:2 und 11:9, verlor später das Finale gegen Sofia Polcanova. „Sie hat unfassbar gut gespielt“, sagte Annett Kaufmann nach einem über weite Strecken einseitigen Spiel gegen Szocs.

Auch wenn sie innerhalb von acht Stunden in drei verschiedenen Wettbewerben ausschied, so dürfte am Ende doch die Freude über das erste Edelmetall bei einer internationalen Meisterschaft im Individualbereich der Erwachsenen die Oberhand gewinnen.