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Vermeintliche Handwerker

Achtung, Betrüger an der Haustür: Das rät die Polizei

In Sindelfingen bieten vermeintliche Handwerker ihre Dienste an und verlangen 2000 Euro in bar, und im Stadtteil Rotbühl drückt sich ein Fremder unter einem Vorwand an einem Senior vorbei in die Wohnung.
Von Isabell Gospodarczyk
Mit Tricks in den unterschiedlichsten Varianten wollen die Betrüger ans Geld ihrer Opfer gelangen.

Mit Tricks in den unterschiedlichsten Varianten wollen die Betrüger ans Geld ihrer Opfer gelangen.

Bild: Adobe Stock/DragonImages

Kreis Böblingen. Als eine SZ/BZ-Leserin ihre 84-jährige Mutter in Sindelfingen besuchen will, entdeckt sie Männer im Garten, die allem Anschein nach am Arbeiten sind. Doch es waren keine echten Handwerker, sondern Betrüger. In letzter Minute habe sie ihre Mutter vor ihnen retten können, wie sie unserer Zeitung schreibt: „Hauptsächlich klingeln sie bei alten Leuten und bieten ihre Dienste wie Garagendach erneuern, Moos und Laub auf dem Dach beseitigen und die Einfahrt kärchern für horrendes Geld in bar an.“ In ihrem Fall waren es 2000 Euro. Innerhalb von ein bis drei Stunden sei die Arbeit beendet und die Betrüger würden ihren „total überteuerten Lohn in bar“ fordern.

Handwerkerangebote in dieser Art seien nichts Neues, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Steffen Grabenstein. „Es wenden sich diesbezüglich immer wieder Menschen an die Polizei, meist weil sie sich von zu hohen Preisen betrogen fühlen, oder weil die Personen ihre Dienste teilweise sehr aufdringlich anbieten und sich manche Menschen davon fast schon genötigt oder bedroht fühlen.“

In anderen Fällen schrecken die Betrüger nicht davor zurück, auch ohne das Einverständnis der Hausbesitzer ins Gebäude zu gelangen. So schreibt eine Leserin, dass vergangene Woche ein Mann im Stadtteil Rotbühl von Tür zu Tür gegangen sei und erzählt habe, dass er Lampen zählen müsse. „Nachdem mein Opa ihm die Türe aufgemacht hat, hat sich der Mann einfach an ihm vorbei in die Wohnung gedrückt.“ Erst nach mehrmaligem Drohen mit der Polizei habe der Fremde die Wohnung verlassen.

Auch geben sich Betrüger als Polizisten aus, wie zuletzt in Döffingen: Unbekannte haben bei einer 83-jährigen Frau angerufen und sich als Polizeibeamte ausgegeben. So erschwindelte sich ein Mann den Zutritt in das Haus der Seniorin, wo er Geld und Schmuck aus dem Tresor geklaut hat.

Die Betrugsmasche

Die Betrüger klingeln unvermittelt an der Haustür und lassen sich einige Tricks und Lügen einfallen, um an das Geld oder die Wertgegenstände ihrer Opfer zu gelangen. Dabei nutzen sie das Vertrauen ihrer Opfer aus.

Die Betrüger geben beispielsweise vor, Handwerker zu sein. Sie bieten Leistungen, insbesondere Dach- und Pflasterarbeiten, an. Diese führen sie dann in schlechter Qualität oder gar nicht erst aus.

Mit diesen Lügen wollen sich manche Zugang ins Haus verschaffen. Sie behaupten, sie seien von der Hausverwaltung geschickt worden, um einen Schaden an der Heizung oder einen Wasserrohrbruch zu beheben. Sobald die Opfer sie in die Wohnung lassen, lenken die Betrüger diese ab und suchen nach Beute: Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände.

Von diesen Tricks lassen sich Betrüger immer wieder neue Varianten einfallen. Sie sind erfinderisch und haben schauspielerisch einiges drauf. Sie schlüpfen nicht nur in die Rolle eines Handwerkers, sondern geben sich auch als Amtsperson oder Vertreter aus. Sie täuschen Notlagen vor und behaupten, sie hätten eine Autopanne.

Betroffen von diesen perfiden Maschen sind häufig Senioren und Seniorinnen, da diese tagsüber meistens zu Hause sind.

Dachhaie und vermeintliche Fassadenreiniger

Erst kürzlich – am 27. Februar dieses Jahres – bot ein vermeintlicher Fassadenreiniger in Herrenberg-Gültstein seine Dienste an der Haustür an. Eine 53-Jährige bezahlte 600 Euro in bar. Eine Rechnung hat sie nicht bekommen. Nachdem der Betrüger die Arbeiten erledigt hatte, bemerkte die Frau, dass er nicht alle Gebäudeteile gereinigt hatte. Außerdem waren Schäden entstanden, weil er vermutlich ungeeignete Reinigungsmittel verwendet hatte.

2023 schlugen sogenannte „Dachhaie“ in Leonberg zu: Vermeintliche Handwerker boten einem 54-Jährigen an, das Dach des Einfamilienhauses für 3 000 Euro, die bar bezahlt werden sollten, zu reinigen und zu versiegeln. Dabei deckten sie das Dach an zwei Stellen ab und teilten dem Hausbesitzer mit, dass Dachziegel beschädigt seien – was für 10 000 sofort repariert werden könnte. Glücklicherweise beschlichen den Hausbesitzer hier Zweifel, weshalb er die Polizei rief. Die Beamten bekamen die Betrüger noch vor Ort zu schnappen.

So etwas passiert immer – wie viele solcher Fälle es gibt, lässt sich nicht aufschlüsseln, da sie unter der jeweiligen Straftat laufen: Betrug, Nötigung oder Beleidigung, erklärt Pressesprecher Steffen Grabenstein.

Das rät die Polizei

Für die Polizei sei es wichtig, dass die Betroffenen sich möglichst rasch an sie wenden, sagt Pressesprecher Steffen Grabenstein. „Häufig ist es nur so möglich, die entsprechenden Personen auch anzutreffen und zu kontrollieren, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen treffen zu können.“ Das Kennzeichen der Fahrzeuge der vermeintlichen Handwerker zu fotografieren oder zu notieren, könne hilfreich sein. Auch eine genaue Beschreibung der Personen helfe oft weiter, um einzelne Tathandlungen zuordnen zu können.

- Bitten Sie nur Mitarbeiter von Handwerksbetrieben oder der Hausverwaltung in Ihre Wohnung, die Sie selbst bestellt haben oder die von Ihrer Hausverwaltung angekündigt worden sind. Das gilt auch für vermeintliches Personal der Stadtwerke oder Ableser von Gas-/Stromzählerständen.

- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Wehren Sie sich energisch gegen zudringliche Besucher, sprechen Sie sie laut an oder rufen Sie um Hilfe.

- Rufen Sie die Polizei, wenn Sie verdächtige Fremde in Ihrem Gebäude beobachten.

- Verlangen Sie von Amtspersonen grundsätzlich den Dienstausweis und prüfen Sie ihn sorgfältig auf Druck, Foto und Stempel. Rufen Sie im Zweifel die entsprechende Behörde an, bevor Sie jemanden ins Haus lassen. Suchen Sie die entsprechende Telefonnummer selbst heraus.

- Im Zweifel können Sie Unbekannte zu einem späteren Zeitpunkt wiederbestellen und eine Vertrauensperson hinzuziehen.

Auf ihrer Homepage informiert die Polizei ausführlich über Haustürgeschäfte und gibt Tipps gegen Betrugsmaschen.