Menü
Zusammenschluss der beiden Wehren vor 50 Jahren

Grafenau: Die Feuerwehr gibt Tipps und zeigt ihr Können im Fall eines Verkehrunfalls

Zwischen 2000 und 3000 Besucher kamen am Sonntag auf das Festgelände bei der Wiesengrundhalle.

Von Karlheinz Reichert
In diesem Fall nicht nur zugelassen, sondern auch erwünscht: Die „Unfallstelle“ ist von Schaulustigen umringt. Bild: Reichert

In diesem Fall nicht nur zugelassen, sondern auch erwünscht: Die „Unfallstelle“ ist von Schaulustigen umringt. Bild: Reichert

Bild: Reichert

GRAFENAU. Mit einem Tag der Feuerwehr feierten die Grafenauer Floriansjünger an ihrem Doppeljubiläum nicht sich selbst, sondern präsentierten sich – teilweise in Schwerstarbeit – der Bevölkerung. Zwischen 2 000 und 3 000 Besucher kamen am Sonntag auf das Festgelände bei der Wiesengrundhalle zwischen Dätzingen und Döffingen, um sich zu informieren oder die Wehr bei Schauübungen zu erleben. Diese sind allerdings weniger Show, sondern eher Simulationen von Ernstfällen, wenn auch mit vermindertem Stresslevel. „Für uns war es ein gelungener Tag. Der Aufwand hat sich gelohnt“, war Kommandant Thomas Butsch sowohl mit den Auftritten seiner Frauen, Männer und der Jugendabteilung, als auch mit dem Besucherzuspruch zufrieden.

Die Feuerwehr Grafenau besteht seit 150 Jahren. Zurück geht das Jubiläum auf die Gründung der Döffinger Wehr im Jahr 1874. Im damals ebenfalls kleineren Dätzingen war es 1881 soweit. Das zweite Jubiläum, 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Grafenau, erinnert an die Zusammenlegung der Feuerwehren von Dätzingen und Döffingen im Jahr 1974 als zwangsläufige Folge der baden-württembergischen Gemeindereform, denn die Feuerwehren sind keine Vereine, sondern Einrichtungen der Städte und Gemeinden.

Formal besteht die Wehr auch heute noch aus den Abteilungen Dätzingen und Döffingen. Dies ist jedoch mehr der Unterbringung geschuldet. „Das ist unser Feuer“, dies gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. „In den Gruppen wird nicht nach Dätzinger und Döffinger unterschieden, die fahren gemischt zum Einsatz“, berichtet Gianluca Biela, Pressesprecher der Wehr und Leiter der Jugendabteilung. Mit einem gemeinsamen Feuerwehrhaus soll die Aufteilung Geschichte sein. Geplant wird das Haus schon lange. Ende August soll mit den Vorarbeiten begonnen werden, so dass es auf der Baustelle zum Jahresende hin losgehen kann. Wenn alles gut geht, werden die Floriansjünger Ende 2026 einziehen können.

Gebaut wird übrigens nicht in erster Linie, um die Abteilungen zusammenzulegen, sondern weil es in beiden Feuerwehrhäusern zu eng geworden ist. Die Wehr besteht aus 70 Einsatzkräften, 30 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und einer 20-köpfigen Altersabteilung. Da reicht der Platz gerade noch so, dass für jeden ein 30 Zentimeter schmaler Spind aufgestellt werden konnte. Vorgeschrieben sind heute pro Kopf zwei Spinde, von denen jeder eineinhalbmal so breit sein sollte, um private Bekleidung und die beim Einsatz möglicherweise kontaminierte Dienstkleidung zu trennen.

Möglicherweise gibt es zur Einweihung auch ein neues Löschfahrzeug. Das älteste Modell im Fuhrpark ist Baujahr 1974. Dieses soll ersetzt werden. Die Lieferzeit beträgt etwa zwei Jahre. „Privat kann ich ein Auto fahren, bis es stehen bleibt“, sagt Gianluca Biela. „Bei einem Feuerwehrauto geht das nicht. Deshalb haben diese eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren.“ Schließlich sollte ein Feuerwehrauto auf dem Weg zum Einsatz nicht einfach stehenbleiben. Im Ausstellungsteil ihres Feuerwehrtages zeigten die Grafenauer ihre Fahrzeuge, Geräte und die Pläne für das neue Feuerwehrmagazin.

In dem von Gianluca Biela moderierten Schauübungsteil zeigte die Wehr, was eine Spraydose anrichten kann, und wie schnell – und vor allem hoch – bei einer Fettverbrennung in der Küche die Flammen aus dem Topf oder aus der Pfanne schlagen können. Die reichen nicht nur bis zur Dunstabzugshaube oder den Oberschränken, sondern bis zur Decke. Sein Rat: „Ja, den Deckel nicht abnehmen.“ Thomas Butsch mahnte außerdem: „Auf jeden Fall die Kerzen löschen, bevor man außer Haus geht.“ Der Kommandant erinnerte an einen Grafenauer Fall, bei dem jemand auf die Idee gekommen war, die Kerzen während der Abwesenheit in der Spüle weiter brennen zu lassen. Durch die von den Kerzen ausgehende Hitze entzündete sich die Fettablagerung auf dem Dunstabzug und sorgte für einen Küchenbrand.

Für den Einsatz bei einem Verkehrsunfall übernahm Gerd Nädele das Mikrofon. Der Kommandant der Daimler-Werksfeuerwehr in Sindelfingen, zugleich Mitglied der Grafenauer Wehr, hatte für das Publikum etliche Einsatzdetails parat. So sei es richtig, bereits vor dem Erreichen des Einsatzortes das Martinshorn abzuschalten, um die verletzten Personen nicht zusätzlich zu stressen. Oder er wies an einem einfachen Beispiel darauf hin, welch hohe Anforderungen ein ehrenamtlicher Gruppenführer erfüllen muss: „Er läuft einmal um die Unfallfahrzeuge, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann hat er nur 20 bis 30 Sekunden Zeit, um den Kameraden die Einsatzbefehle zu erteilen.“

Der Einsatz vor Publikum mit dem Aufbrechen der Fahrzeuge bis zur Rettung der Verletzten dauerte eine knappe halbe Stunde, um beim Vorgehen die einzelnen Schritte anschaulich zu machen. Bei einem echten Unfall ginge das wesentlich schneller. Wie schnell, das ließe sich aber nicht sagen. Gerd Nädele: „Denn die Situation ist jedes Mal anders.“ So wolle die Feuerwehr den Verunglückten möglichst Erschütterungen ersparen, denn diese verstärken bei Verletzungen häufig die Schmerzen. Wenn aber ein Unfallwagen anfange zu brennen, gebe es nur noch eine Lösung: „Eine Crashrettung. Die Verletzten so schnell wie möglich rausholen.“