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In der Schlussminute die Nerven behalten

Zwei Gärtringer Radballer gewinnen bei der U23-EM Bronze

Jannes und Luis Müller zeigen im Spiel um Platz drei in Großkoschen gegen Tschechien keine Nerven .
Von Andreas Gauß
Die beiden Gätringer Luis (links) und Jannes Müller trotzten bei der Europameisterschaft der internationalen Konkurrenz. Bild: z

Die beiden Gätringer Luis (links) und Jannes Müller trotzten bei der Europameisterschaft der internationalen Konkurrenz. Bild: z

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Radball. „Mach ihn, mach ihn!“ rief Bundestrainer Lars Wegmann aufs Spielfeld. Im Spiel um Platz drei stand es am Ende der siebenminütigen Verlängerung zwischen Deutschland 2 mit Jannes und Luis Müller und dem tschechischen Team mit Jachym und Vojtech Baxa 1:1 unentschieden. Die Spannung hatte sich in diesem kleinen Finale schon kurz zuvor mächtig gesteigert. Einer der tschechischen Spieler hatte einen Wadenkrampf erlitten, musste minutenlang vor der Trainerbank liegend behandelt werden. Jannes Müller: „Es waren noch 34 Sekunden zu spielen und wir wussten, die beiden würden noch mal alles reinwerfen.“ Denn wenn das Spiel 1:1 geendet hätte, wäre es zum Viermeter-Duell um die Bronzemedaille gekommen.

Nachdem dann endlich wieder angepfiffen wurde, kamen die beiden Gärtringer Youngsters prompt in die Bredouille. Torwart Luis Müller parierte einen Schussversuch und auch den Nachschuss. Jannes Müller wollte ebenfalls verteidigen: „Ich habe nur gemerkt, dass der Ball mir ans Hinterrad ging.“ Und dann tupfte der Ball genau vor Luis Müller auf – und reflexartig nach Wegmanns Ruf („Mach ihn!“) schoss er ihn nach vorne – und der Versuch landete tatsächlich im tschechischen Tor. Ein krönender Abschluss für das Paar des RVG.

Denn schon im Jahr 2000 hatten im österreichischen Altdorf Matthias König und Mihael Posedi die Phalanx der Gärtringer Erfolge bei der U-23-EM begründet, damals holten sie ebenfalls Rang drei. Ein Jahr später holte König zusammen mit Markus Schäfer in Gent sogar Silber. Im vergangenen Jahr wurde Jannes Müller mit seinem angestammten Partner Simon Becker bei der EM Vierter. „Im Endeffekt wollten wir eine Medaille und dieses Ziel haben wir erreicht“, zeigte sich Jannes Müller hernach regelrecht erleichtert. Wobei er es nicht für möglich gehalten hätte, dass es neben dem nervenaufreibenden Halbfinalspiel gegen Deutschland 1 (Tim und Erich Lehmann) noch mal ein solch spannendes Herzschlagfinale gegen Tschechien 2 geben sollte.

Aber der Reihe nach: Mit einem unerwartet klaren 5:2-Auftaktsieg gegen das als Mitfavorit eingeschätzte Team von Tschechien 1 (David Petr/Michal Musil) lagen Müller/Müller früh auf Halbfinalkurs. Jannes Müller: „Vor allem unsere Defensive stand gut.“ Was umso bemerkenswerter ist, da Luis Müller im Ligaspielbetrieb zusammen mit Kai Schäfer als Feldspieler agiert und die Torwartrolle eher ungewohnt war.

Nach Erfolgen über Belgien (6:4) und Slowakei (8:1) ging es gegen Schweiz 1 um den Gruppensieg. Hier wurde eine 1:0-Halbzeitführung von dem Gärtringer Duo nach Wiederanpfiff leichtfertig binnen Sekunden verspielt. Ein Fehlpass und ein ungenügender Abschluss im Angriff und schon lagen die favorisierten Schweizer Timon Fröhlich/Jon Müller mit 2:1 vorne und ließen sich danach zum 4:1-Sieg nicht mehr die Butter vom Brot nehmen.

So mussten Müller/Müller als Zweitplatzierter gegen das Großkoschener Heimteam Lehmann/Lehmann antreten. Doch die Gärtringer packten ihr Kämpferherz aus, ließen sich auch von einem 1:3-Rückstand nicht beirren. Mit zwei Treffern von Luis Müller hatte Deutschland 2 kurz vor Schluss den 3:3-Ausgleich geschafft. Dann aber nutzte Großkoschen eine letzte Ecke eiskalt zum Siegtreffer, in den letzten zehn Sekunden konnten Müller/Müller nicht mehr zurückschlagen – 3:4.

Die Enttäuschung über das verpasste Finale konnte das Gäuteam schnell abschütteln. In einem offenen Schlagabtausch wurden gegen Tschechien 2 vor allem die Ecken von beiden Teams gut genutzt. Eine 3:1-Führung von Jannes und Luis Müller konterte Tschechien 2 zur Halbzeit zum 3:3-Ausgleich. Im zweiten Durchgang ging es etwas ruppiger zu. Jannes Müller: „Die schubsten ständig und hielten einem auch schon mal den Ellbogen ins Gesicht.“ Ein Protest von Lars Wegmann bei den Schiedsrichtern brachte nichts ein. Jannes Müller traf in der elften Minute zwar zum 4:3, doch dem Gegner gelang noch mal der Ausgleich. Und in der zerfahrenen Verlängerung behielten Müller/Müller die Nerven. Der Spielstand ging wieder bei 0:0 los. Eine Ecke verwandelte Luis Müller zum 1:0, doch nach glänzendem Doppelpassspiel glichen Baxa/Baxa zum 1:1 postwendend aus. Und dann ging es in die Schlussminute und dem alles entscheidenden 2:1-Treffer von Luis Müller.