„Unser Smartphone hat eine größere Rechenleistung als der Bordcomputer von Apollo 11“

Böblingen. Als Professor an der Hochschule der Medien befasst sich Christof Seeger unter anderem mit künstlicher Intelligenz und hat dazu ein Buch herausgegeben. Im Stadtgespräch Böblingen mit Hans-Jörg Zürn (Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung) wirft er einen Blick auf die Chancen und Risiken, die KI für Unternehmen, aber auch die Gesellschaft mit sich bringt.

Wie kam es zu diesem Buchprojekt?

Professor Christof Seeger: „Die Hochschule der Medien in Stuttgart ist eine der größten Fachhochschulen mit über 5500 Studierenden in über 30 Studiengängen zu den ganz verschiedenen Themenbereichen der Kommunikation und Medien. Das führte dazu, dass ganz viele Kollegen mit vielen Kompetenzen in einem Institut zu künstlicher Intelligenz zusammengetan haben. Dazu gehören Medieninformatiker, Juristen, Ethiker und Leute aus unterschiedlichen Branchen. Das ergab das Buch KI in der Unternehmenspraxis.“

Wie weit ist KI in unserem Alltag fortgeschritten?

Professor Christof Seeger: „Sehr weit, das nutzen wir schon sehr lange etwa in Navigationssystemen, Tracker am Arm oder Siri, um einige Beispiele zu nennen. KI wurde bereits in den 1950er-Jahren die erste KI entwickelt. Die Algorithmen von damals haben teilweise heute noch Gültigkeit. Rechen- und Speicherkapazitäten und die Möglichkeit großer Datenverarbeitung sind aber exponentiell gestiegen. Unser Smartphone hat eine um das 100.000fache größere Rechenleistung als der Bordcomputer von Apollo 11, und der hat immerhin Menschen auf den Mond gebracht.“

Was sind Chancen und Risiken?

Professor Christof Seeger: „Mit ChatGPT haben wir eine generative Form der KI kennen gelernt. Bis dahin ging es vor allem darum, in riesigen Datenmengen Muster zu erkennen, Jetzt kann jeder sehr einfach Inhalte erstellen wie Texte, Bilder oder Musik. Das hat einen großen Hype ausgelöst. Gleichzeitig geht es darum, dass journalistische Beiträge glaubwürdig bleiben. Eine große Gefahr sehe ich darin, sollten Menschen in Redaktionen und Verlagen durch KI ersetzt werden. Die Erkennbarkeit von Fake News wird immer schwieriger. Das ist andererseits aber auch eine große Chance für Medienmarken, bei denen Menschen recherchieren und Quellen genannt werden.“

Das ganze Stadtgespräch Böblingen mit Professor Christof Seeger ist am Montagabend ab 18 Uhr bei Regio TV zu sehen und in Kürze auch auf szbz.de im Netz.