Menü
Azubi-Messe von Röhm-Medien

Persönliches Gespräch als Eintrittskarte für eine Ausbildung 

Etwa 1000 Besucher waren am Samstag in der Böblinger Kongresshalle vor Ort und haben sich über zahlreiche Berufe informiert. Sehr positive Resonanz.
Von Matthias Staber
Die Azubi-Messe von Röhm-Medien in der Böblinger Kongresshalle fand viel Anklang. Viele Eltern und deren Nachwuchs informierten sich über unterschiedliche Ausbildungen.

Die Azubi-Messe von Röhm-Medien in der Böblinger Kongresshalle fand viel Anklang. Viele Eltern und deren Nachwuchs informierten sich über unterschiedliche Ausbildungen.

Bild: Staber

Böblingen. Rund 1000 Besucher haben sich am Samstag bei der 11. Auflage der von Röhm-Medien veranstalteten Azubi-Messe in der Böblinger Kongresshalle über Ausbildungsmöglichkeiten in der Region informiert. „Wir sind sehr zufrieden“, zieht Veranstaltungs-Organisatorin Elina Scheid ihr Fazit: Über die gesamte Dauer der Veranstaltung seien sehr fruchtbare Gespräche mit Besuchern geführt worden, so die Rückmeldung der 55 Aussteller.

„Wir setzen seit einiger Zeit stärker auf eigene Azubis“, sagt der Holzgerlinger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Rico Studer: „Denn auf dem Arbeitsmarkt sind ausgebildete Kräfte so gut wie nicht mehr zu finden.“ Wurden im 30-köpfigen Team von Rico Studer früher ein bis zwei Azubis ausgebildet, „schauen wir seit einigen Jahren, dass wir immer alle drei Ausbildungsplätze belegt haben“, so Studer.
Auch das wird immer schwieriger: „Die Zusammensetzung der Schulabgängerjahrgänge hat sich so verändert, dass wir immer weniger geeignete Kandidaten für unsere Ausbildungsstellen zum Steuer- und Wirtschaftsfachangestellten finden, nämlich gute Realschüler“, begründet Nico Studer, warum er sich mit seinem Team zum ersten Mal bei der Azubi-Messe der SZ/BZ präsentiert: „Ich bin angetan von der Messe“, so Rico Studer: „Es gibt keinen besseren Weg, sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, als das persönliche Gespräch.“

Kommunen kämpfen um Fachkräfte

Davon ist auch Böblingens Erster Bürgermeister Tobias Heizmann überzeugt: „Kein mediales Angebot kann das persönliche Gespräch ersetzen. Deswegen ist es so wichtig, eine solche Messe vor Ort zu haben.“ Aus zwei Blickwinkeln habe die Stadt Böblingen ein großes Interesse daran, dass junge Leute Ausbildungsplätze finden, die zu ihnen passen: „Gut ausgebildete Arbeitskräfte stärken die Wirtschaft und damit auch den Sozialbereich einer Region.“ Und zweitens hätten auch Kommunen immer stärker mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, so Tobias Heizmann: „Böblingen hat derzeit 60 offene Ausbildungsstellen, unter anderem zum Verwaltungsfachangestellten. Deswegen sind wir auch jedes Mal mit einem eigenen Stand bei der Azubi-Messe der SZ/BZ vertreten.“
Als Verlag sei es wichtig, Veranstaltungen wie die Azubi-Messe zu organisieren, begründet der Verlagsleiter Sonderprojekte Hans-Jörg Zürn, warum Röhm-Medien zweimal pro Jahr die Azubi-Messe durchführt: „Ein Medienportal hat die Aufgabe, Menschen, Meinungen und Themen zusammenzubringen. Und das Thema Ausbildung ist zentral, weil es alle Familien irgendwann betrifft.“

Vielfalt bei der Polizei

„Viele junge Menschen wissen gar nicht, wie vielfältig die Berufsmöglichkeiten bei der Polizei sind“, sagt Polizeihauptkommissar Volker Hauser, der bei der Hochschule für Polizei für die Personalgewinnung zuständig ist und auf der Azubi-Messe sowohl die Ausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst als auch das Duale Studium vorstellt – beides findet sich am Herrenberger Standort der Hochschule für Polizei. „Die Bewerberzahlen bei der Polizei sind noch gut“, so Volker Hauser, „aber auch wir müssen uns langsam auf Fachkräftemangel einstellen.“ Vom Konzept der Azubi-Messe ist Volker Hauser „absolut überzeugt“: „Nur im persönlichen Gespräch kann ich die vielfältigen Möglichkeiten bei der Polizei vorstellen und direkt Fragen beantworten, die dabei auftauchen.“
Sowohl die Berufsberatung als auch die Ausbildungsmöglichkeiten im eigenen Haus stellt die Bundesagentur für Arbeit an ihrem Stand vor. „Die Bewerbungen für unsere Ausbildungsplätze sehen derzeit noch ganz gut aus“, sagt der „Teamleiter Ausbildung und Qualifizierung“ Sebastian Schick: „Aber wir haben Schwierigkeiten, unsere Plätze fürs Duale Studium zu belegen. Deswegen stellen wir auf der Azubi-Messe beides vor.“

Dass sich viele junge Leute in Begleitung der Eltern bei der Azubi-Messe umschauen, stellt für Berufsberaterin Anna Wild kein Problem dar, sondern ist vielmehr ein dicker Pluspunkt: „Kaum jemand ist für den Start ins Berufsleben junger Menschen so wichtig, wie die eigenen Eltern. Wenn wir sie an Bord holen können, ist viel gewonnen.“ Insgesamt sei die Resonanz bei Ausbildungsmessen rückläufig, sagt Berufsberaterin Anne Bayer: „Das ist aber kein Wunder, weil erstens viele Schulen heutzutage selbst Ausbildungsmessen veranstalten und zweitens die Agentur für Arbeit seit einiger Zeit aktiv mit ihren Beratungsangeboten in die Schulen hineingeht.“ Dennoch sei die Azubi-Messe der SZ/BZ „eine schöne Gelegenheit für gute Gespräche mit jungen Menschen und deren Eltern“, so Anne Bayer.

Ordentliche Kleidung

Besonders schick angezogen müsse man für ein Bewerbungsgespräch bei ihr eigentlich nicht sein, sagt Philomena Braun, Ausbildungskoordinatorin bei der Rewe Group: „Saubere Jeans und T-Shirt reichen eigentlich für den Logistik-Bereich.“ Dennoch würden immer mehr junge Menschen bereits an dieser recht niedrigen Hürde scheitern, erzählt Philomena Braun: „Ich kann doch niemandem einen Ausbildungsplatz anbieten, der sich mit ungewaschener Jogginghose und fettigen Haaren bei mir vorstellt.“ Dies sei extrem schade, denn insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel mache sich der Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar und es werde immer schwieriger, alle Ausbildungsplätze zu vergeben. „Die Azubi-Messe der SZ/BZ gefällt mir sehr gut“, so Philomena Braun: „Hier kann ich im persönlichen Gespräch erklären, dass Lebensmitteleinzelhandel mehr ist, als an der Kasse sitzen: Bei uns gibt es vielfältige, spannende Ausbildungsmöglichkeiten, von denen ich auf der Messe erzählen kann.“ Das „Bewerbungs-Coaching“, mit dem junge Menschen durch lebenserfahrene Begleiter fit gemacht werden für Bewerbungen, stellt der Kreisseniorenrat mit einem eigenen Stand auf der Azubi-Messe vor.
Besonders schmerzhaft spürbar sei der Fachkräftemangel in der Gastronomie, sagt der Vorstand der „Fachgruppe Berufsbildung“ Rolf Eiss, der für die Böblinger Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) den Auftritt mehrerer Hotels und Restaurants organisiert: „Im Kreis Böblingen haben wir derzeit über 40 offene Ausbildungsstellen.“ Auch Rolf Eiss ist großer Fan des persönlichen Gesprächs, das auf der Azubi-Messe möglich sei: Dass es in Gastronomie und Hotellerie sieben verschiedene Ausbildungsberufe und ein Duales Studium gebe, „ist vielen jungen Menschen überhaupt nicht klar“, so Rolf Eiss: „Von der spannenden Vielfalt unserer tollen Branche lässt sich am besten auf einer solchen Messe erzählen.“ Und auch davon, „was für fantastische Aussichten man national und international mit einer solchen Ausbildung hat“, so Rolf Eiss.

Zum ersten Mal gibt es bei der Azubi-Messe der SZ/BZ das neue, 18 Meter lange Gastro-Mobil der DEHOGA-Ausbildungsoffensive „Wir Gastfreunde“ zu bestaunen: Unter anderem mit virtueller Realität können Besucher in dem vom erfahrenen Hotelier und Gastronom Martin Eberhard betreuten Bus verschiedene Aspekte dieses Berufsfelds sinnlich erleben. „Das Gastro-Mobil kommt sehr gut an“, so Rolf Eiss: „Wir haben auch ziemlich viel Geld investiert.“