Menü
Spendenkampagne

Eine Holzgerlingerin kämpft zum dritten Mal gegen Krebs

Die 58-Jährige setzt Hoffnung in eine Immuntherapie und alternative Therapien. Um sie auf ihrem Weg zu unterstützen, wurde eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.
Von Isabell Gospodarczyk
Bisher kamen etwas mehr als 5000 Euro an Spenden zusammen.

Bisher kamen etwas mehr als 5000 Euro an Spenden zusammen.

Bild: Shutter2U/AdobeStock

Holzgerlingen. Die Diagnose reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Zuvor war Angelika D. noch eine Psychologin, die zu einer Routine-Vorsorgeuntersuchung geht, um danach wie gewohnt in ihren Alltag zurückzukehren. Von einer Sekunde auf die andere gibt es den nicht mehr. Der Arzt stellt einen Tumor am Eierstock fest. Sie muss sich einer neun Stunden langen OP unterziehen, ihren Job muss sie danach an den Nagel hängen. Sie kämpft sich ins Leben zurück, der Krebs in ihren Körper. Heute, drei Jahre später, ist es die dritte Chemotherapie, die sie durchmacht. Eine, bei der die Ärzte abwägen, wie es danach weitergehen soll.

Ihr Blick heftet sich in eine Ecke des Raums, wenn sie die vergangenen Jahre Revue passieren lässt oder über die Momente der Erschöpfung nach der Chemotherapie erzählt, in denen ihre Hündin Ella ihr nicht von der Seite weicht. Das Gefühl direkt nach einer Chemo, das könne man nicht beschreiben, sagt die 58-Jährige.

Die erste Chemo verursachte den typischen Haarausfall, ihre Nägel fielen ab. „Ich weiß nicht, ob ich das alles durchgemacht hätte, wenn es nicht für meine Familie wäre“, sagt die dreifache Mutter. „Ich war schon am Überlegen, aber habe dann meine Familie erlebt. Ihre Angst. Ihre Angst ist das, was mir am meisten wehtut.“ Ihre drei Kinder, ihr Lebensgefährte, ihre Geschwister – sie ist gern von ihnen umgeben, sie geben ihr Kraft. Auch jetzt, bei der dritten Chemo. Was danach kommt? Die Ärzte wägen ab.

Optimismus nie verloren

„Noch mal eine Chemo…“ Ihre Stimme verliert sich bei dem Gedanken daran. „Es wird ja nicht besser.“ Man kriegt Polyneuropathie, erzählt sie und hebt ihre Hände, eine Schädigung der Nerven infolge der Chemotherapie. Die Fingerspitzen oder Fußsohlen brennen, kribbeln, schmerzen oder sind taub. Sie spürt jetzt ihre Grenzen.

„Ich bin eigentlich ein fitter Mensch, war immer sehr energiegeladen. Das wäre ich gerne wieder.“ Die Schwere, die in den Worten liegt, entkräftet sie sofort. „Das bin ich auch eigentlich noch. Ich habe wieder angefangen, Sport zu machen. Dafür, dass ich drei Chemos hinter mir habe, den Job aufgeben musste, alles über den Haufen geschmissen wurde, trotz alldem bin ich noch agil und auch psychisch stabil.“

Ihren Optimismus hat sie nie verloren. Angelika D. findet jeden Tag Dinge, die sie schön findet. An Tagen, an denen sie doch mal in ein Tal rutscht, weiß sie, sich schnell wieder rauszuholen – „da ist meine Erfahrung als Psychologin sehr hilfreich.“ Sie hat sich einen neuen Alltag aufgebaut, geht gerne mit ihrer Hündin in den Wald, um dort Energie zu tanken, lebt ihre Kreativität aus, sie beschäftigt sich mit Ernährung. Sie füllt ihre Zeit mit sinnvollen, tollen Sachen. „Das hätte ich vielleicht alles schon früher machen sollen“, sagt sie mit einem Lachen.

"Man denkt um"

Sie lehnt sich im Stuhl zurück, ein Bein angewinkelt, die Arme um das Schienbein geschlungen. „Das sollte man eigentlich nicht sagen“, beginnt sie, ein Lächeln umspielt ihre Lippen, „aber es gibt nicht nur Schlechtes. Ich habe so viele Erkenntnisse gewonnen und mich unglaublich weiterentwickelt. Früher habe ich funktioniert, war verkopft. Die Prioritäten haben sich geändert. Man merkt plötzlich, was wirklich wichtig ist.“ Es ist ein neues Lebensgefühl, das sie gewonnen hat, mehr Gelassenheit in vielen Dingen, die Leichtigkeit im Umgang mit vielem. „Man denkt um.“

Sie sucht weiterhin nach Möglichkeiten, die Tumorzellen zu bekämpfen. Eine Immuntherapie, bei dem das Immunsystem die Krebszellen erkennt und zerstört, könnte eine Möglichkeit sein. Die kostet allerdings 60 000 Euro. Sie probiert auch andere Therapien aus, die unterstützend und vorbeugend wirken sollen. Auf der Plattform GoFundMe können Menschen sie auf ihrem Weg unterstützen. Bisher kamen etwa 5000 Euro zusammen.

14 Jahre lang unterstützte die Holzgerlingerin als Psychologin Menschen dabei, ihre Last zu mindern. Ihre Patienten schreiben ihr noch und erkundigen sich nach ihr. Das rührt sie. Sie hätten ihre unkonventionelle Art geschätzt. Das Unkonventionelle, das liebt Angelika. Am liebsten hat sie mit Kindern gearbeitet, das würde sie gerne wieder tun können. Wenn sie es sich ausspinnt, sieht sie sich auf einem Höfle, in der Natur, wo sie über die Arbeit mit Tieren und gleichzeitigen Gesprächen Kindern dabei hilft, dorthin zu finden, wo sie gerne wären.

Spendenkampagne

Wer Angelika D. unterstützen möchte, kann auf der Plattform GoFundMe unter seinem richtigen Namen oder auch anonym spenden. Der Link hierzu: www.gofundme.com/f/gesundheit-zuruckgeben.

Info

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 500 000 Menschen an Krebs. Die Deutsche Krebshilfe hat das Anliegen, Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen. Die Organisation steht Betroffenen nach einer Krebsdiagnose, die viele Fragen aufwirft, zur Seite. Das Team des „Infonetz Krebs“ bietet gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe Beratung an. Betroffene können sich an das Team wenden, entweder kostenlos per Telefon, von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr, unter der Telefonnummer 0800 80708877, oder per Mail unter krebshilfe@infonetz-krebs.de.

Mehr Infos auf www.krebshilfe.de.