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Die Post geht ab im Sindelfinger Viertel

An der Spitzholz-Packstation scheiden sich die Geister

Eines der Nahversorgungs-Themen ist zumindest ein bisschen gelöst, aber eben nicht komplett.

Von Jürgen Wegner
Eine Frau gibt ein Paket an der Packstation in der Spitzholzstraße ab. Die anderen beiden Päckchen wird sie dieses Mal hier nicht los.

Eine Frau gibt ein Paket an der Packstation in der Spitzholzstraße ab. Die anderen beiden Päckchen wird sie dieses Mal hier nicht los.

Bild: Wegner

Sindelfingen. Manchmal dreht ein „Was soll das?“ unerwartete Kurven. Eine Mail erreichte die Redaktion „zur Info und gegebenenfalls weiteren Recherche zur Rubrik ‚Was soll das?‘“. Konkret dreht es sich um die Frage: „Wer kommt auf die Idee, eine Packstation in einer Halteverbotszone ohne Parkplätze zu errichten?“

Auslöser für die Mail ist „eine Packstation in der Spitzholzstraße an einer Stelle, an der es keine Parkplätze gibt und die sich sogar im Halteverbot befindet. Die wenigen Parkplätze auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind zur Hauptabholzeit der Pakete voll belegt, so dass für viele lediglich das Parken im Halteverbot bleibt. Auch der DHL-Fahrer parkt zur Beladung der Station meist komplett auf dem Gehweg und zwingt somit Fußgänger auf die Straße auszuweichen.“

Das liest sich durchaus dubios und ist auch bei der Recherche vor Ort auf den ersten Blick ziemlich schwierig. Bei näherer Betrachtung relativiert sich die Geschichte mit dem Halteverbot. Dieses ist lediglich eingeschränkt, und wenn sich die Autofahrer vor Ort an die Regeln halten, auch genau richtig. Denn ein solches Schild lässt immerhin drei Minuten Stehzeit zu und damit genug, um das Päckchen zu tragen. Allerdings ist die Parkplatzsuche im ziemlich dicht besiedelten Wohngebiet alles andere als einfach, wodurch es zu Stoßzeiten eng zugeht. Keine Frage, ein Parkplatz vor einem Supermarkt wäre der bessere Standort, wenn es ihn denn gäbe.

Die Antwort aus dem Rathaus

Auf Nachfrage der SZ/BZ antwortet die Stadt: „Die DHL hat sich in den vergangenen Monaten vermehrt mit dem Bürgeramt Bauen zwecks Aufstellung von Packstationen in Wohngebieten in Verbindung gesetzt. Hintergrund ist, dass damit eine wohnortnahe Versorgung von Packstationen erreicht werden soll. Die Verwaltung begrüßt dieses Ansinnen im Grundsatz, legt dabei allerdings großen Wert auf eine verträgliche Standortauswahl.“

Wie sieht es diesbezüglich im Spitzholz aus? „Der Standort in der Spitzholzstraße ist aus Sicht des Bürgeramts Bauen ein geeigneter Standort, da er innerhalb des Wohngebiets zentral liegt, damit für viele Nutzer fußläufig oder mit dem Fahrrad gut erreichbar ist und bei Bedarf auch Parkmöglichkeiten für Kfz in unmittelbarer Nähe bietet. „ Beispielhaft seien öffentliche Stellplätze neben den Glascontainern auf der gegenüberliegenden Straßenseite oder auch in Seitenstraßen.“ Für das Aufstellen einer DHL-Packstation seien baurechtlich keine Kfz-Stellplätze notwendig – eine Ausweisung von Kfz-Stellplätzen ausschließlich für die Packstation ist deshalb nicht erforderlich.

Alles gut also? Nicht ganz, die Wahrheit liegt dazwischen. Während sich ja ein Leser der SZ/BZ an die Redaktion mit der Beobachtung einer skurrilen Lösung gewandt hatte, hält ein erster Passant vor Ort die Gegenrede: „Ich wohne um die Ecke, komme gut hierher und kann meine Pakete wegbringen. Ich finde das gut“, macht er aus dem „Was soll das?“ ein „Das soll das!“. Auch eine Mutter mit Kind findet die Sache eigentlich recht gut. Wobei ein eigentlich bleibt: Drei Pakete hat sie dabei, eins davon kann sie heute abgeben, „was ziemlich praktisch ist.“ Für die anderen beiden muss sie dann aber doch zur Post. Die Packstation hat – anders als beispielsweise auf dem Lidl-Parkplatz in der Leonberger Straße – keinen Bildschirm. Diesen bräuchte sie aber, um ein Paket-Label auszudrucken. Gut gemeint ist halt doch nicht immer gleich gut gemacht.